Korbach, 27. Mai 2012Presentation (PDF)Das Öl der heiligen SalbungLiebe Geschwister, unsere Versammlung findet Traditionsgemäß am Tag des Pfingstfestes statt. Dieses Jahr fällt das Datum des christlichen Festes sogar genau mit dem Datum des jüdischen Festes Schawuot zusammen, dem Jahrestag der Erscheinung Gottes auf dem Berge Sinai. Wir als Christen denken jedoch, wenn von Pfingsten die Rede ist, vor allem an die Ausgießung des Geistes auf die ersten Jünger Jesu. Das Wort „Ausgießung” könnten wir leicht mit dem Ausgießen von Wasser in Verbindung bringen. Diese Symbolik verwendet z.B. der Prophet Jesaja (Jes 44:3, Schlachter): „Ich werde Wasser auf das Durstige gießen und Ströme auf das Dürre; ich werde meinen Geist auf deinen Samen gießen”. Öfter denken wir bei der Ausgießung des Geistes jedoch an die Ausgießung des Salböls auf den Kopf eines Gesalbten, z.B. eines Priesters oder Königs. Eben auf diese symbolische Weise wurde an Pfingsten die ganze Kirche Jesu mit dem heiligen Geist gesalbt. Deshalb soll unser heutiges Thema das Öl der heiligen Salbung sein, als Bild des heiligen Geistes der Salbung. In unserer Zeit gibt es verschiedene Bräuche jemanden in ein wichtiges, öffentliches Amt zu berufen. Meistens ist es eine Form der Vereidigung, in Verbindung mit einer Überreichung der entsprechenden Urkunden oder manchmal auch der Amtssymbole. In biblischer Zeit war der Antritt des priesterlichen sowie des königlichen Dienstes untrennbar mit der Salbung durch Öl verbunden. Deshalb nannte man die Inhaber dieser Ämter Gesalbte. Auf hebräisch heißt „salben” MaSCHaH und „Gesalbter” MaSCHiJaCh, also Messias. Das Öl, welches man für diese rituelle Salbung verwendete, hatte eine besondere Zusammensetzung. Es sollte auch auf besondere Weise zubereitet werden. Diese Art der Zubereitung war ein priesterliches Geheimnis und ist es auch geblieben. Die Zusammensetzung war zwar allgemein bekannt und in der Bibel beschrieben, jedoch war es unter Strafe des Ausschlusses aus der Gemeinde verboten solch ein Öl für private Zwecke zu benutzen. Lesen wir diese Beschreibung: 2 Mose 30:23-33 „Du nun, nimm dir Balsamöle bester Art, 500 Schekel von selbst ausgeflossene Myrrhe und die Hälfte davon, 250 Schekel, wohlriechenden Zimt, ferner 250 Schekel Würzrohr und 500 Schekel Zimtblüten, nach dem Schekel des Heiligtums, dazu ein Hin Olivenöl und mache daraus ein Öl der heiligen Salbung, eine Mischung von Gewürzsalbe, ein Werk des Salbenmischers; es soll ein Öl für die heilige Salbung sein. Und du sollst damit das Zelt der Begegnung und die Lade des Zeugnisses salben, auch den Tisch und all seine Geräte, den Leuchter und seine Geräte und den Räucheraltar, sowie den Brandopferaltar samt all seinen Geräten, das Becken und sein Gestell. So sollst du diese [Dinge] heiligen, und sie sollen hochheilig sein: alles, was sie berührt, ist geheiligt. Auch Aaron und seine Söhne sollst du salben und sie [dadurch] heiligen, damit sie mir den Priesterdienst ausüben. Zu den Söhnen Israel sollst du so reden: Ein Öl der heiligen Salbung soll dies für mich sein, für [all] eure Generationen. Auf den Leib eines Menschen darf man es nicht gießen, und ihr dürft nichts herstellen, was ihm in seiner Zusammensetzung gleich ist: heilig ist es, heilig soll es euch sein. Wer [sonst] eine Mischung wie diese herstellt oder [etwas] davon auf einen Fremden streicht, der soll aus seinen Völkern ausgerottet werden.” Das Salböl bestand aus fünf Grundzutaten: Vier verschiedene Duftpflanzen sowie Olivenöl. Jene vier Duftpflanzen sollten in bestimmten Proportionen gemischt werden. Zwei der Zutaten kamen im Verhältnis zu den anderen beiden in doppelter Menge vor. Nehmen wir diese kleinere Menge als Einheit, könnten wir sagen, dass es zwei Einheiten Myrrhe, eine Einheit Zimt, eine Einheit Würzrohr und zwei Einheiten Zimtblüten waren. Das alles gemischt mit einer bestimmten Menge Olivenöl. So gesehen, könnten wir sagen, dass das Salböl aus sechs Einheiten Duftpflanzen sowie einer Einheit Olivenöl bestand, also insgesamt aus sieben Einheiten. Die Grundeinheit waren 250 Schekel des Heiligtums, also doppelte Schekel, die aus 20 Gera bestanden (2 Mose 30:13). Man schätzt heute das Gewicht eines Schekel auf 11 bis 14 Gramm. Verwenden wir den niedrigsten Wert, erhalten wir folgende Gewichte der entsprechenden Zutaten: 5,5 kg Myrrhe – 500 Schekel mal 11 Gramm 2,75 kg Zimt – 250 Schekel mal 11 Gramm 2,75 kg Würzrohr – 250 Schekel mal 11 Gramm 5,5 kg Zimtblüten – 500 Schekel mal 11 Gramm 3-6 Liter Olivenöl – 1 Hin Insgesamt sind das 1500 Schekel Duftpflanzen auf ein Hin Olivenöl, oder in unseren Einheiten – mindestens 16,5 kg Duftpflanzen auf 3 bis 6 Liter Olivenöl. Also ziemlich viel. Die Mengen der extrahierten ätherischen Öle waren natürlich deutlich geringer. Schauen wir uns nun die Zutaten des Heiligen Salböles etwas näher an. Um uns besser vorstellen zu können, wie die jeweiligen Bestandteile aussehen und wie sie riechen, haben wir Proben vorbereitet, auf denen man sehen kann, wie die Pflanze aussieht, aus der man die jeweilige Zutat herstellt, wie die Stoffe unverarbeitet aussehen und wie sie riechen, nachdem sie mit modernen Methoden zu ätherischen Ölen verarbeitet wurden. Es lässt sich schwer sagen, ob diese Öle denen der biblischen Zeiten ähneln. Soweit ich es feststellen konnte verwendet man heute zur Herstellung ätherischer Öle die Methode der Destillation, die von den Arabern entwickelt wurde und wahrscheinlich erst seit dem 8. oder 9. Jahrhundert nach Chr. bekannt ist. Früher verwendete man höchstwahrscheinlich die einfache Wasser-Fett Methode. Sie bestand darin, die wohlriechenden Teile der Pflanzen in Wasser zu erhitzen, um die Duftstoffe aus der Pflanze zu extrahieren. Das Fett, in diesem Fall Olivenöl, verwendete man, um die ätherischen Öle zu lösen und haltbar zu machen, denn andernfalls würden sie sich während des Erwärmens verflüchtigen. Auf diese einfache Art konnte man nach einigen Tagen langsamen Erwärmens der Mischung eine kleine Menge ätherisches Öl erhalten, welches sich in der oberen Ölschicht ansammelte. Wir wissen nicht, ob die Bestandteile vor diesem Prozess gemischt wurden oder ob die äthereischen Öle einzeln hergestellt und erst danach in den entsprechenden Proportionen gemischt wurden. Um das Verbot der Verwendung dieses Öls außerhalb des Tempels nicht zu brechen, haben wir auf alle Fälle unsere Proben auf getrennten Blättern vorbereitet. Denken wir jedoch daran, dass erst die Verbindung dieser Düfte im Olivenöl den Heiligen Duft des Salböls ausmachte. 1. Die erste Zutat des Salböls war die im doppelten Maße von 500 Schekel auftretende Myrrhe. Die Myrrhe ist das Harz einer Pflanze, die auf Lateinisch „commiphora myrrha” heißt. Sie wächst heutzutage in Eritrea, Äthiopien, Somalia, Jemen und Sudan. Von dort wird sie auch nach Europa exportiert. Es handelt sich dabei um Sträucher oder kleine Bäumchen mit dreifachen Blättern und relativ großen Dornen. Ihr gelbliches Harz verfestigt sich zu halbdurchsichtigen, braunen Kristallen. In der Antike als wertvollste galt flüssige Myrrhe (Hohelied 5:5), entweder frisch oder zu einer speziellen Salbe verarbeitet. Myrrhe wurde vor allem als Duftstoff verwendet – zum Verbrennen oder als Parfüm, aber man benutzte sie auch oft als Arznei. Ihre antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung war gut bekannt. Sie wurde zur Desinfektion von Wunden verwendet, aber auch als Konservierungsstoff, z.B. mischte man sie mit Wein (Markus 15:23). Diese Mischung benutzte man als Schmerzmittel, denn manche Bestandteile der Myrrhe wirken schmerzlindernd. Mit ihr balsamierte man auch Leichen (Joh 19:39). Bis heute wird sie gerne als Antiseptikum und Entzündungshemmendes Mittel verwendet, z.B. bei Entzündungen des Zahnfleisches. Sie hat einen bitterlichen Geschmack, daher auch ihr Name. Außer des Duftes und der medizinischen Aspekte war die Myrrhe auch als Kosmetikum beliebt. Als Esther sich für das Treffen mit dem König vorbereitete, rieb sie ihren Körper sechs Monate lang mit Myrrhe ein (Est 2:12). Kein Wunder, dass solch ein wertvolles Kosmetikum und Arzneimittel eines der Geschenke war, welche Jesu Eltern von der Magier bekommen haben (Mt 2:11). Symbolisch verband man die Myrrhe wegen ihrem Namen mit geistigem Leiden oder bitterer Liebe. Daher stammt auch der Name der Stadt Smyrna (griechisch für Myrrhe). Eben die Gemeinde in Smyrna wird mit dem größten Leiden assoziiert (Offb 2:10). Der besondere Duft der Myrrhe musste jedoch mit etwas Angenehmen in Verbindung gebracht werden, denn als die Braut aus dem Hohelied ihren Bräutigam beschreibt, sagt sie: „Seine Lippen Lilien, triefend von flüssiger Myrrhe.” (Hl 5:13). Vielleicht meinte sie damit angenehme und kluge Worte die aus dem Mund des Geliebten hervor flossen. 2. Die zweite wohlriechende Zutat des Salböls, die in einfacher Menge hinzugegeben wurde, war Zimt. Dieses Gewürz kennen wir sehr gut, denn es wird bis heute oft verwendet. Der bekannteste Zimt wächst auf der Insel Sri Lanka sowie in Südindien. In die biblischen Länder, nach Ägypten, traf Zimt ca. zwei Jahrtausende v.Chr. aus China ein. Zimt ist die getrocknete Rinde des Echten Zimtbaumes, von welchem wahrscheinlich im Rezept des Salböls die Rede ist. Um ihn herzustellen entfernt man vom Baum zuerst die vertrocknete äußere Rinde und trennt anschließend durch klopfen die feuchte innere Rinde, die in ein paar Stunden zu den charakteristischen zusammengerollten Stangen trocknet. Die getrocknete Zimtrinde kann man leicht mit dem weniger wertvollen Cassiazimt (Zimtblüten) verwechseln. Zimt war in der Antike vor allem wegen seinem Duft und Geschmack beliebt. Heute versucht man außerdem seine medizinischen Eigenschaften zu erforschen, z.B. zur Regulierung des Blutzuckers. Man spricht sogar davon, Zimt in der Diabetestherapie zu verwenden. Womöglich hat unsere Gewohnheit Süßspeisen mit Zimt zu essen einen intuitiven Sinn. Man sollte an dieser Stelle auch erwähnen, dass Zimt, und insbesondere der ihm ähnelnde Cassiazimt, Kumarin enthält, welches angeblich Leberzirrhose bei Zuchttieren verursacht. Deshalb wurde es vollständig in Lebensmitteln abgeschafft. Bei unserem Rezept sind jedoch sowohl Zimt als auch Cassiazimt Zutaten eines Duftöls. Also wurden sie nicht für Lebensmittel verwendet. In der Bibel tritt der Zimt nur in der Beschreibung des Öls und an zwei anderen Stellen auf, wo allgemein Wohlriechende Pflanzen aufgezählt werden (Spr 7:17; Hl 4:14). 3. Die dritte Pflanze deren Geruch sich im Salböl befinden sollte, ist das Würzrohr, also der sog. Kalmus. Diese Pflanze ist bei uns ziemlich verbreitet und wahrscheinlich bekannt. Für Lebensmittel, Parfüm und Medizin wird vor allem die Wurzel genutzt. Schon in der Antike benutzte man sie in China und Indien als Heilmittel. Heute nutzt man die Kalmuswurzel vor allem als appetitanregendes und verdauungsförderndes Mittel. Man kann sie in Form eines Kräutertees oder – Likörs zu sich nehmen. Dem Kalmussud wird auch eine stärkende Wirkung nachgesagt. In der Wurzel tritt jedoch auch das Asaron auf, ein Betäubungsmittel, welches Halluzinationen hervorrufen kann. In der biblischen Sprache bezeichnet das Wort QaNeH (hebr. für Rohr), etwas langes und gerades, z.B. einen Getreidehalm. Symbolisch denkt man dabei an ein Messinstrument – eine Messrute (Hes 40:3) oder Waage (Jes 46:6) – oder etwas schwaches und wankendes, so wie die Assyrier den Pharao mit einem geknickten Rohrstab verglichen, auf den man sich nicht stützen kann (2 Kö 18:21). Der Messias wurde von Jesaja als sanft und empfindlich beschrieben, der nicht einmal ein geknicktes Rohr zerbricht (Jes 42:3). 4. Die letzte wohlriechende Pflanze im Rezept des Salböls war die bereits erwähnte Kassia (Zimtblüten). Wenn es sich hier wirklich um eine Zimtart handelte, dann um die Rinde der Zimtkassie (cinnamomum cassia), im Gegensatz zum echten Zimt. Sie ähnelt ihm in Aussehen und Geruch, weshalb die beiden Gewürze bis heute oft verwechselt werden. In der Bibel tritt Kassia nur an drei Stellen als Bezeichnung einer Würzpflanze. Die aus diesen vier duftenden Zutaten gewonnenen ätherischen Öle wurden in entsprechenden Proportionen gemischt und in Olivenöl gelöst und bildeten so das Öl der heiligen Salbung – ein Parfüm, dessen Duft alle Israeliten hunderte Jahre an Heiligkeit erinnern sollte. Als ich mir bisher die Salbung eines Priesters oder Königs mit dem Öl vorstellte, sah ich vor allem eine ölige Substanz, welche über das Haar herabfließt. Erst vor kurzem wurde mir klar, dass diese Substanz nur ein Träger des Duftes sein sollte. Es ging nicht um den Anblick von Öl auf dem Haar, sondern um den Duft der Heiligkeit, den der Gesalbte um sich herum verbreiten sollte. Der Geruchssinn ist ein besonderer Sinn. Die ganze Zeit nehmen wir Luft in unsere Lunge auf, um ihr den lebensspendenden Sauerstoff zu entziehen. Diese dutzenden Liter Luft, die jeder von uns zum Beispiel während dieses Vortrags einatmet, enthalten jedoch nicht nur geruchlosen Sauerstoff und Stickstoff. Es befinden sich darin auch andere Moleküle, die unsere Nase gewissenhaft analysieren wird. Die Information über ihre Zusammensetzung wird schnell in unser Gehirn weitergeleitet, manchmal ohne unser Bewusstsein. Nehmen wir den Geruch von Essen wahr, bekommen wir Hunger. Beim Duft von Blumen werden wir uns angenehm fühlen. Wenn wir hingegen den Geruch von ausströmendem Gas bemerken, fühlen wir uns in Gefahr. Der Geruchssinn funktioniert selbst dann, wenn wir keine bestimmten Gerüche bemerken. Manchmal fühlen wir uns aus unbestimmten Gründen gut an einem Ort, an einem anderen dagegen weniger gut. Nähern wir uns einem unbekannten Menschen, werden wir manchmal sofort Sympathie empfinden, während jemand anderes Abneigung hervorruft. Angeblich entscheidet darüber vor allem der Geruchssinn. Das Geruchsvermögen mancher Personen, vor allem Frauen, ist so feinfühlig, dass sie imstande sind genetische Verwandtschaft zu spüren und dem Geruch nach das eigene Kind erkennen zu können. Der Geruch, also die Mischung verschiedener Moleküle in der Luft, verbleibt einige Zeit dort wo sich seine Quelle aufhielt. Manchmal spüren wir bereits an der frischen Luft den angenehmen Duft der sich hinter einer Person herzieht, die ein gutes Parfüm verwendet. Umso stärker hält sich der Geruch in geschlossenen Räumen. Gott wünschte sich, dass die Heiligkeit durch Geruch symbolisiert werde. Die Orte an denen Gott gedient wurde, sollten vom Duft der Heiligkeit erfüllt sein, denn alle Geräte des Heiligtums wurden mit dem Öl gesalbt (2 Mo 30:26-29). Auch die Priester sollten vom Duft der Heiligkeit durchdrungen sein, denn ihre Gewänder, und teilweise ihr Körper, wurden mit dem Öl beträufelt. In Zeiten, als es hunderte, vielleicht auch tausende Priester gab, konnten die Israeliten sie nicht alle persönlich kennen. Wenn der Priester in privater Kleidung unter anderen Menschen erschien, sah er womöglich genauso aus wie die anderen Männer. Man konnte ihn jedoch am besonderen Geruch des Salböls erkennen. Hielt er sich bei jemandem zu Hause auf, konnte man noch lange nachdem er weg war den charakteristischen Duft der Heiligkeit wahrnehmen. Liebe Geschwister! Auch wir würden gerne Priester sein. Wir sagen, dass wir uns unter derselben Salbung befinden, welche die Kirche vor 1979 Jahren empfangen hat. Wir glauben, dass auch auf uns ein bisschen Öl der Heiligung herabfloss, welches damals auf Christi Leib ausgegossen wurde. Was bedeutet das für uns? Nun, es bedeutet, dass wir um uns herum den Duft der Heiligkeit verbreiten sollten. Jener heilige Geruch der Salbung, sollte an den Orten verbleiben, wo wir uns aufhielten, unter den Menschen, mit welchen wir Kontakt hatten. Was ist dieser Duft der Heiligkeit, aus welchen Elementen besteht er? Was bedeutet für uns das doppelte Maß an Myrrhe, das einzelne Maß Zimt und Würzrohr sowie das doppelte Maß an Kassia gelöst und haltbar gemacht in Olivenöl? Der Prophet Jesaja hat für uns beschrieben, wie die geistige Zusammensetzung des Öls war, mit dem Jesus, unser Haupt gesalbt wurde: (Jes 11:1-2) „Und ein Spross wird hervorgehen aus dem Stumpf Isais, und ein Schößling aus seinen Wurzeln wird Frucht bringen. Und auf ihm wird ruhen der Geist (1) des HERRN, der Geist (2) der Weisheit und (3) des Verstandes, der Geist (4) des Rates und (5) der Kraft, der Geist (6) der Erkenntnis und (7) Furcht des HERRN.” Das sind die sieben Geister Gottes, mit denen Jesus gesalbt wurde. Das ist das Salböl, welches auf das Haupt des Hohepriesters ausgegossen wird und herabfließt auf den Saum seines Kleides. Zu Recht sollten wir uns also darum bemühen, dass auch auf uns ein Teil jenes Duftes der Heiligkeit harabfließt. Versuchen wir nun die sieben von Jesaja verwendeten Begriffe mit den Bestandteilen des heiligen Salböls zu vergleichen. Der Prophet Jesaja sagt zuerst allgemein, dass der Geist der Salbung der Geist des Herrn ist, was in der Zusammensetzung des Salböls dem Olivenöl entsprechen könnte. Dann spricht er von drei Paaren: (1) Weisheit und Verstand, (2) Rat und Kraft sowie (3) Erkenntnis und Furcht des Herrn. Wir erinnern uns, dass zwei Zutaten des Salböls – Myrrhe und Kassia in doppelter, die beiden anderen dagegen in einfacher Menge auftraten, was so gesehen auch drei Paare ergibt. Vergleichen wir der Reihe nach die Zutaten des Salböls mit den Elementen des Salbungsgeistes Jesu, die von Jesaja genannt werden, erhalten wir folgende Zusammenstellung: Das erste Maß Myrrhe ist der Geist der Weisheit Das zweite Maß Myrrhe ist der Geist des Verstandes Ein Maß Zimt ist der Geist des Rates Ein Maß Würzrohr ist der Geist der Kraft Das erste Maß Kassia ist der Geist der Erkenntnis Und das zweite Maß Kassia ist der Geist der Furcht des Herrn Myrrhe ist das Symbol des doppelten Maßes an Weisheit und Verstand. Weisheit ist eine Charaktereigenschaft, während Verstand oder Intelligenz das erworbene, gelesene und gelernte Wissen bedeutet. Eines besteht nicht ohne das andere, das Zweite ist abhängig vom Ersten. Ein weiser Mensch weiß, dass er lernen muss. Wenn er Wissen erwirbt, wird er noch weiser. Die Myrrhe ist entsprechend ihrem Namen bitter. Auch das Wissen kann bitter sein. Wir sprechen nämlich nicht von Wissenschaftlichen Kenntnissen, sondern vom Wissen Gottes, von der Erkenntnis der Gesetze und Regeln Gottes. Lernen wir sie kennen, überzeugen wir uns, wie fern wir von diesen Idealen sind. Wir erkennen auch Unvollkommenheiten in anderen Menschen, in menschlichen Gemeinschaften. Aber Myrrhe heilt auch – sie wirkt antiseptisch, bekämpft Krankheitserreger, verhindert das Entstehen von Krankheiten, aber auch im erkrankten Zustand wirkt sie entzündungshemmend, bekämpft also die Krankheit. Das göttliche Wissen ist eine bittere Medizin. Es einzunehmen ist notwendig, um sich vor geistigen Krankheiten zu schützen, aber auch um Erkrankungen zu bekämpfen, die bereits in uns sind. Myrrhe ist auch ein Konservierungs- und Schmerzmittel. Gottes Weisheit festigt in uns gute Zustände; die Hoffnung auf eine großartige Zukunft lindert den gegenwärtigen Schmerz. Deshalb ist ein heiliger Mensch ein weiser Mensch, ein Mensch, der immer lernt und Gottes Wissen erwirbt. Der Duft der Heiligkeit ist vor allem der Geruch der Liebe zum Erwerben göttlichen Wissens. An diesem Duft sollten die Menschen uns erkennen. An diesem Duft erkennen wir auch andere Gesalbte Gottes. Zimt ist der Geist des Rates. Es gibt keine Weisheit ohne die Fähigkeit den Rat Anderer zu nutzen. Selbst der Weiseste ist begrenzt wenn er alleine ist. Erst in der Verbindung mit der Erfahrung anderer Menschen wird seine Weisheit zum Teil der allgemeinen Weisheit Gottes. Im Leib Christi sollten wir die ganze Zeit mit anderen Gliedern verbunden sein. Die ganze Zeit sollten wir die moralische und intellektuelle Erfahrung der anderen Gesalbten nutzen. Wenn uns scheint, wir bräuchten ihren Rat nicht, bedeutet das, dass uns der Duft eines Bestandteiles des Salböls fehlt – der angenehme Geruch von Zimt. Nicht umsonst verbinden wir Zimt vor allem mit dem Essen von leckeren Süßspeisen. Das Essen ist eine angenehme und gemeinschaftliche Tätigkeit. Vielleicht wurde Zimt deshalb zu einem Symbol des Geistes des Rats, Geistes der Fähigkeit die Weisheit anderer Personen zu nutzen. Wenn es wahr ist, dass Zimt den Blutzucker reguliert, dann deutet das wunderschön auf die Funktion hin, welche der Geist des Rates beim Erwerben der wahren Heiligkeit spielt. Wir können die richtigen Speisen essen, aber wenn sie nicht richtig verdaut und aufgenommen werden, werden sie nicht zum richtigen Funktionieren unseres Körpers beitragen. Die Gemeinschaft hilft uns sehr die Aufnahme der geistigen Speisen zu regulieren. Alleine haben wir oft die Neigung uns einseitig zu entwickeln. Befinden wir uns aber an einem Tisch mit anderen Gliedern des Gesalbten, so wird unsere Entwicklung ausgeglichen. Unser Überschuss wird von anderen aufgenommen, während wir die Überschüsse unserer geistigen Tischnachbarn nutzen. Das Würzrohr würde in unserer Zusammenstellung dem Geiste der Kraft entsprechen. Dies ist wahrscheinlich die erstaunlichste Verknüpfung in unserer Zusammenstellung. Als ich mir das erste Mal die Liste der Zutaten neben die Liste der Elemente des Geistes schrieb und diesen Punkt sah, dachte ich mir erst, dass es keinen Sinn hat, dass man vielleicht eine andere Reihenfolge braucht oder überhaupt eine andere Lösung suchen muss. Aber später, als ich begann tiefer darüber nachzudenken, stellte ich fest, dass das Schilfrohr ein wunderbares Symbol des Geistes der Kraft ist. Unsere menschliche Kraft ist wie ein Schilfrohr. Es erscheint so leicht zu zerbrechen. Andererseits ist ein Getreidehalm – auf hebräisch ist das dasselbe Wort – eine großartige Erfindung der göttlichen Ingenieurskunst. Jene leichte, flexible, dünne Säule ist im Stande das Gewicht der unproportional großen Ähre auf großer Höhe zu tragen. Solche Proportionen erreicht keines der menschlichen Gebäude. Jesus der Gesalbte sollte sich unter anderen dadurch auszeichnen, dass er das geknickte Rohr nicht zerbricht. Unser Gefühl der geistigen Kraft resultiert aus der göttlichen Hilfe. Eben deshalb schreibt Apostel Paulus in 2 Kor 12:10: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark”. Das ist unser wahres Gefühl von Kraft. Erinnern wir uns auch daran, dass eine zu große Menge an Würzrohr Halluzinationen hervorrufen kann. Manchmal ist es so. Wir erliegen der Illusion, dass wir von uns aus stark sind. Aber das sind nur Halluzinationen. Solch ein Gefühl von Kraft wird mit Sicherheit mit einem großen Fall enden, wenn wir in einer schwierigen Situation aus unserer Halluzination erwachen. Seien wir deshalb stark aus Gottes Kraft, welche sich in unserer menschlichen Schwachheit offenbart. Wir erwähnten auch, dass das Rohr als Messinstrument, Lineal oder Waage diente. Das bedeutet, dass der Geist der Heiligkeit sich durch die Fähigkeit der Einschätzung unserer eigenen Möglichkeiten, Kräfte oder Schwächen auszeichnet. Zum Schluss Kassia, deren doppelte Menge in Verbindung mit den Elementen des Geistes der Salbung der Erkenntnis und Furcht des Herrn entspricht. Das Hebräische Wort DaAT, das als „Erkenntnis” übersetzt wurde, bedeutet die Erkenntnis, die aus der Erfahrung entsteht. Der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen wurde mit demselben Wort bezeichnet. Der Geist der Heiligkeit zeichnet sich durch Erfahrung aus. Die theoretische Heiligkeit ist vom Standpunkt des Geistes der Salbung uninteressant. Die Heiligkeit des Gesalbten, also eines Königs oder Priesters, muss geprüft und in schwierigen Situationen erprobt sein. Selbst der heiligste der Heiligen, der Gesalbte Jesus, war von solch einer Prüfung nicht befreit. Auch er musste beweisen, dass er nicht nur unter günstigen und angenehmen Bedingungen heilig ist, sondern auch im Leiden, im Unverständnis und der Abstoßung durch die Menschen, für deren Errettung er dient. Die zweite Einheit der Kassia ist die Furcht des Herrn. Ein Mensch, der bereit ist in feindseliger Umgebung unbequeme Wahrheiten und Werte zu repräsentieren, verbreitet um sich herum den Duft der Furcht Gottes. Jesus sagte, dass die Menschen zwar unseren Leib töten können, aber nicht im Stande sind unser ewiges Leben wegzunehmen (Mt 10:28). Auch unsere Würde können sie nicht nehmen. Wenn jemand versucht einen Gesalbten Gottes durch Angst und Scham zu zwingen seine Ansichten oder sein Verhalten zu ändern, dann wird er den Duft der Kassia spüren – der Bereitschaft Gottes Wahrheiten und Regeln auch unter unbequemen Umständen zu vertreten. Kassia ist somit ein Symbol der Erfahrung und der Bereitschaft die Regeln der Heiligkeit auch in feindseliger Umgebung zu repräsentieren. Andererseits erinnern wir uns, dass Kassia Kumarin enthält, welches bei zu großen Mengen Leberzirrhose hervorrufen kann. Deshalb sollte diese durch Kassia symbolisierte Zutat der Heiligkeit nicht verzehrt, sondern nur an ihm gerochen werden. Wir sollten uns nicht die ganze Zeit mit Gottes Strafe einschüchtern, die ganze Zeit unterstreichen wie sehr der Dienst Gottes mit Leiden verbunden ist. Vielleicht sieht Kassia deshalb dem Zimt so ähnlich. Diese Ähnlichkeit erinnert uns daran, dass auch wenn wir für die Furcht Gottes manche Unbequemlichkeiten der Welt erleiden müssen, wir doch die angenehme Gemeinschaft mit den anderen Gliedern des Gesalbten haben, die mit uns zusammen leiden. Und das gemeinsame Leiden ist viel leichter, es wird zur Quelle der Kraft, denn die Teilnahme anderer Personen im Leiden für die gleiche Sache, gibt uns das Gefühl, das sie einen Sinn hat und früher oder später doch siegen wird. Das ist der Duft der Heiligkeit der unseren Herrn Jesus auszeichnete, das Haupt des großen Gesalbten. Es war der Duft der Weisheit und Liebe für das Erwerben von Wissen; Duft des gemeinsamen Teilens unserer Erfahrung und des Nutzens der Erfahrung anderer; Duft des Gefühls von Stärke, die sich in der Schwachheit des menschlichen Leibes offenbart; Duft der Prüfung im Erfolg und Enttäuschung, Duft der Fähigkeit die Sache des Herrn zu vertreten, auch vor schlechten und Gott gegenüber feindlich gesinnten Menschen. Diesen Duft verteilte Jesus um sich, diesen Duft hinterließen die Apostel in ihren heiligen Büchern. Von diesem Duft möchten auch wir durchdrungen werden, diesen Duft möchten auch wir in unserer Umgebung hinterlassen. Es ist nicht der Duft eines vornehmen Parfüms von Chanel, sondern der bitter-süße Duft eines Heilmittels gegen die Sünde und das Böse der Welt. Ein Duft, der nicht nur Zeugnis gibt, indem er ermöglicht wahre Könige und Priester zu erkennen, sondern der auch heilt, der mit Heiligkeit ansteckt, der durch seine halbierten Einheiten den guten Willen des Menschen mit der Heiligkeit Gottes verbindet. Versuchen wir, liebe Geschwister, eben diese Düfte zu verbreiten (1 Pe 1:15): „Wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch [ihr] im ganzen Wandel heilig!” (2 Kor 2:14) „Gott aber sei Dank, der uns allezeit im Triumphzug umherführt in Christus und den Geruch seiner Erkenntnis an jedem Ort durch uns offenbart!” Amen. |