Freiburg, den 12. September 2010
Symposium – Die Einrichtungsgegenstände der Stiftshütte
1. Bundeslade 2. Räucheraltar 3. Leuchter 4. Schaubrottisch; Teil IV.

Der Schaubrottisch

Der Schaubrottisch stellte in einem höheren Maße als andere Gegenstände eine Verbindung zwischen der Stiftshütte und dem sie umgebenden Vorhof her. Die Bundeslade befand sich im Heiligsten Raum. Nur ein Mensch durfte sie sehen – der Hohepriester, und nur einmal im Jahr – am Versöhnungstag.

Das Licht des Leuchters konnte häufiger gesehen werden – zwei mal täglich, aber der Dienst leistende Priester konnte nicht einmal einen Strahl seines Ruhms nach außen weiterleiten. Nur Moses konnte durch das Leuchten seines Gesichts dem Volk eine Reflektion des göttlichen Lichts präsentieren. Es war aber nicht das Licht des Leuchters, sondern das Ruhmeslicht der Gegenwart Gottes.

Der über dem Räucheraltar schwebende Duft drang genauso wenig nach außen, aber die Kleider des Dienst leistenden Priesters nahmen sicherlich den schönen Duft des erstklassigen Weihrauchs auf. Die Menschen, die mit dem Priester verkehrten, konnten also nach Ende seines Diensts den Duft des Heiligen Raums wahrnehmen.

Die Ausstattung der Bundeslade wurde nie verändert. Es wurde nichts weggenommen und nichts hinzugefügt. Für den Leuchter brachte man Öl, das im Heiligen Raum vollständig verbraucht wurde. Auch der Räucheraltar wurde von außen versorgt. Man brachte Weihrauch und glühende Kohlen vom Brandopferaltar, und nach außen drang nur der Rest des Duftes, den die Kleider des Priesters aufgenommen hatten.

Der Schaubrottisch war in dieser Hinsicht einzigartig. Als einziger wurde er nicht nur von außen versorgt, sondern er lieferte auch etwas nach außen. Die von den Leviten draußen gebackenen Brote lagen sieben Tage lang auf dem Tisch im Heiligen Raum, um dann am folgenden Sabbattag als heilige Nahrung für die im Tempel dienenden Priester verwendet zu werden.

Wir wollen nachlesen, was die Bibel uns über den Schaubrottisch und über die Brote selbst sagt.

2. Mose 25:23-30

„Und du sollst einen Tisch aus Akazienholz machen; zwei Ellen sei seine Länge, eine Elle seine Breite und anderthalb Ellen seine Höhe. Den überzieh mit reinem Gold und bringe an ihm ringsum eine goldene Kante an. Mache an ihm ringsum eine Leiste von einer Handbreit und bringe an seiner Leiste ringsum eine goldene Kante an. Mache für ihn auch vier goldene Ringe und befestige die Ringe an den vier Seiten seiner vier Füße. Dicht an der Leiste sollen die Ringe sein als Ösen für die Stangen, damit man den Tisch tragen kann. Die Stangen aber sollst du aus Akazienholz machen und sie mit Gold überziehen, und der Tisch soll daran getragen werden. Fertige auch seine Schüsseln, seine Schalen, seine Kannen und seine Opferschalen an, mit denen man Trankopfer ausgießt. Aus reinem Gold sollst du sie herstellen. Auf den Tisch aber sollst du beständig vor mein Angesicht Schaubrote legen.„

3. Mose 24:5-9

„Und du sollst Weizengrieß nehmen und daraus zwölf Kuchen backen: von zwei zehntel Efa soll ein Kuchen sein. Und du sollst sie in zwei Schichten legen, sechs in jede Schicht, auf den reinen Tisch vor dem HERRN. Und du sollst auf jede Schicht reinen Weihrauch legen, und er soll dem Brot als Askara dienen, ein Feueropfer dem HERRN. Sabbattag für Sabbattag soll er es regelmäßig vor dem HERRN zurichten: ein ewiger Bund bei den Söhnen Israel. Und es soll Aaron und seinen Söhnen gehören, und sie sollen es an heiliger Stätte essen; denn als ein Hochheiliges von den Feueropfern des HERRN soll es ihm gehören: eine ewige Ordnung.„

1. Chronik 9:32

„Und von den Söhnen der Kehatiter, ihren Brüdern, waren einige über das Schaubrot eingesetzt, um es Sabbat für Sabbat zuzurichten.„

Die Konstruktion des Tischs

Wir wollen diese Informationen analysieren. Der Tisch war, ähnlich wie die anderen Gegenstände in der Stiftshütte, aus mit Gold überzogenem Akazienholz gefertigt. Er war anderthalb Ellen hoch – und damit genauso hoch wie die Bundeslade und halb so hoch wie der Räucheraltar. Anderthalb Ellen entsprechen etwa 75 bis 80 Zentimetern, ungefähr dem Maß heutiger Tische. Er war eine Elle breit und zwei Ellen lang, d.h. er war circa ein halbes Meter breit und ein Meter lang. Ringsum hatte er eine goldene Kante.

Entlang der Tischkante war eine Leiste angebracht, die 4 Finger breit war, also etwa die Breite einer Hand hatte. Es ist nicht klar, ob man dieses Maß von der Tischbreite abziehen sollte oder ob die Leiste eher eine Handbreite vertikal nach oben ragte und zusammen mit der zweiten goldenen Kante die Umrahmung des Tisches bildete. An den Tischbeinen waren vier goldene Ösen befestigt, durch die man Stangen hindurch steckte, um den Tisch tragen zu können.

Weiter lesen wir, dass zur Tischausstattung auch „seine Schüsseln, seine Schalen, seine Kannen und seine Opferschalen, mit denen man Trankopfer ausgießt„ gehörten. Dieser Vers bedarf eines ausführlichem Kommentars, denn im Heiligen Raum wurden keinerlei Trankopfer, d.h. flüssige Opfer, dargebracht.

Auf dem bronzenen Brandopferaltar, der im Vorhof stand, wurden Tieropfer dargebracht, zu denen man gemäß der Vorschriften Wein und Öl hinzugab. Diese beiden Flüssigkeiten bildeten die Trankopfer, hebräisch NeSeKh. Das gleiche Wort wird auch in der Beschreibung des Schaubrottischs und seiner Ausstattung verwendet, die wir gerade gelesen haben. Das Wort NeSeKh kann aber auch die folgenden Bedeutungen haben: „etw. beschließen, einrichten, decken„. Es gibt also noch eine andere Möglichkeit der Übersetzung und Deutung dieses Ausschnitts.

Wir wollen 2. Mose 25:29 in der Übersetzung jüdischer Schriftgelehrten lesen. „Aus reinem Gold wirst Du seine Brotbackformen, seine Löffel, seine Latten, die [die Brote] tragen und seine seitlichen Stützelemente machen„ (Prekaric-Übersetzung) „Und mache seine Schüsseln, und seine Schalen, und seine Platten und seine Röhren, womit [das Brot] überdeckt wird [aus reinem Gold].„ (Zunz)

Der berühmte jüdische Gelehrte Rashi, der im 11. Jahrhundert in Frankreich lebte, kommentierte die von uns betrachtete Stelle folgendermaßen: „Seine Formen – Backbleche in Brotform. Das Brot hatte die Form eines deckellosen Kastens mit flachem Boden und nach oben geneigten Seiten, die an Mauern erinnerten. Deshalb wurde es als Brot des Gesichts bezeichnet. Seine `Gesichter´ (Seiten) waren in beide Richtungen auf die Mauern der Stiftshütte gerichtet. Es wurde in Längsrichtung auf den Tisch gestellt, und seine Wände standen vertikal zur Tischkante. Es gab goldene und eiserne Backformen. Freitags wurde das Brot in den eisernen Formen gebacken. Nachdem es aus dem Ofen genommen wurde, verlegte man es auf goldene Tabletts, wo es bis zum nächsten Tag, dem Sabbat aufbewahrt wurde. Dann legte man die Brote auf den Tisch. Seine Löffel – Gefäße, in die man Weihrauch legte. Es gab zwei solche Gefäße für jeweils zwei Handvoll Weihrauch, die man neben die beiden Brotstapel stellte, gemäß der Vorschrift: `Du legst auch reinen Weihrauch neben den Tisch´ (3 Mose 24:7, jüdische Übersetzung). Seine Halbröhren – leere und der Länge nach aufgespaltene Buchsen, die an goldene Röhren erinnerten. Drei solche Röhren lagen über jedem Brot, damit es auf ihnen ruhen konnte. Sie trennten die Brote voneinander, damit Luft zwischen sie drang. Dadurch schimmelten die Brote nicht. Seine Stützelemente – Verzweigungen, die an goldene Arme erinnerten. Sie standen auf dem Boden und ragten recht weit über den Tisch in die Höhe, entsprechend der Höhe der Brotstapel. Sie hatten sechs Einkerbungen übereinander, auf welchen die Enden der zwischen den Broten liegenden Röhren ruhten. So belasteten die oberen Brote nicht die unteren, damit sie nicht zerbröckelten. Womit [das Brot] überdeckt wird – denn die Halbröhren bildeten eine Art Dach über den Broten, gemäß dem, was in 4 Mose 4:7 geschrieben steht1.„

Wir wollen noch diese letzte Textstelle zitieren, auf die sich Rashi beruft, das ist 4 Mose 4:7:

„Und über den Tisch der Schaubrote sollen sie ein Tuch aus violettem Purpur breiten und darauf die Schüsseln [d.h. Tabletts für das Brot] und Schalen [d.h. Löffel für den Weihrauch] und Opferschalen [d.h. Halbröhren, die das Brot tragen] stellen und die Kannen [d.h. Stützelemente, die die Röhren tragen] zum Trankopfer [d.h. zum Abdecken]; und das ständige Brot soll auf ihm sein;„

Gemäß dieser Auffassung können die vier Worte, die in den christlichen Übersetzungen Gefäße für die Trankopfer bezeichnen, in Wirklichkeit für drei Konstruktionselemente des Tisches stehen, die dazu dienten, die Brote zu „befestigen„ und für zwei Weihrauchgefäße, die die Formen großer Löffel (Kellen) hatten.

Ein Brot, das aus zwei Zehntel Efa, d.h. aus circa vier Litern Mehl, gemacht wurde, wog etwa 3 kg. Die Brote wurden auf dem Tisch gestapelt, als sie noch heiß waren. Wenn man sie direkt aufeinander gelegt hätte, wären die schweren Laibe je nach Backart entweder zerbröselt oder verklumpt, so dass man sie nach sieben Tagen nicht mehr hätte essen können.

Die Konstruktion, die aus zwei sechsarmigen, durch querliegende Röhren verbundenen Ständern bestand und die Brottabletts trug, sorgte dafür, dass das Brot nach siebentägiger Aufbewahrung im Tempel immer noch frisch war.

Aus dem von Rashi erwähnten Vers aus 4 Mose 4:7 folgt auch, dass während der Wanderung der Tisch zusammen mit seinen Konstruktionselementen, dem Brot und dem Weihrauch transportiert wurde.

Die Schaubrote

Wie gesagt, gehörte der Schaubrottisch zu den Einrichtungsgegenständen des Heiligen Raums, die nicht nur von außen versorgt wurden, sondern auch etwas nach außen lieferten. Das Brotmehl wurde von den Israeliten bereitgestellt, denn die Leviten hatten kein Ackerland. Das Brot wurde von den Kehathitern gebacken, und die Priester stapelten es am Sabbat auf dem Tisch im Heiligen Raum.

Der Bibeltext gibt nicht an, um welche Brotart es sich hier handelte – ob es gesäuert oder ungesäuert war, welche Zusätze es enthielt. Bei der Beschreibung der Opfer, die die israelischen Stämme zur Weihung der Stiftshütte verwendeten, wird das Wort QeARaH – „Tablett, Brotform„ (4 Mose 7:13) – verwendet. Mit dem gleichen Wort werden die Tabletts oder Formen bezeichnet, auf welchen die Brote im Heiligen Raum lagerten. Diese von den Israeliten gespendeten Tabletts enthielten einen Teig aus Mehl und Öl. Daraus könnte man schlussfolgern, dass es sich bei den Schaubroten um aus Mehl und Öl hergestellte ungesäuerte Brote handelte. Man weiß aber nicht genau, welche Art von Brot es war, denn das Rezept dafür unterlag während der Zeit des zweiten Tempels einem strikten Geheimnis, das nur die Priester kannten.

Nach einer Woche wurde das Brot ausgetauscht. Man verbrannte dabei statt des Brots Weihrauch als Gedenkopfer. Auf diese Weise verwandelte sich das Brot sozusagen in eine Opfergabe. Dann wurde das Brot von den Priestern im Heiligen Raum, d.h. höchstwahrscheinlich im Vorhof, verspeist (vgl. 3 Mose 24:9 und 3 Mose 6:26). Allgemeiner gefasst konnte der Ausdruck „Heiliger Raum„ auch einen „reinen Ort„ bezeichnen, z.B. in den Wohnungen der Priester (3 Mose 10:14). Dieses Brot nutzten wahrscheinlich auch die Familien der Priester (3 Mose 10:13-14) und möglicherweise auch die Sklaven und Bediensteten, die in Priesterfamilien geboren waren (3 Mose 22:11).

Wie gesagt, wog ein Laib Brot etwa 3 kg. In der Summe standen den Priestern also etwa 36 kg Brot pro Woche zur Verfügung. Zur Zeit Moses gab es nur drei Priester – Aaron und seine beiden Söhne. Einem Priester standen also etwa 12 kg Brot zu! Daraus folgt, dass das heilige Brot auch von den Priesterfamilien gegessen worden sein muss. Später gab es deutlich mehr Priester. Zur Zeit Jesus dienten circa 300 Priester pro Schicht. Also konnten sie sich nur spärlich am heiligen Brot bedienen.

Die Symbolik

Das Brot des Angesichts aus dem Heiligen kann die geistige Nahrung der Gläubigen darstellen – Gottes Wort. Als Jesus von Satan versucht wurde und aufgefordert wurde, Steine in Brot zu verwandeln, antwortete er in Moses Worten (5 Mose 8:3): „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.„ – Matth. 4:4. Der Prophet Amos sprach die folgende Prophezeiung über das Brot und das Wort aus: „Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, HERR, da sende ich Hunger ins Land, nicht einen Hunger nach Brot und nicht einen Durst nach Wasser, sondern [danach], die Worte des HERRN zu hören.„ – Amos 8:11

Die Schaubrote, die heilige Nahrung der Priester, fielen nicht wie Manna vom Himmel, sondern wurden von Menschen zubereitet. Entsprechend wurde Gottes Wort, das den Geist der Gläubigen nährt, nicht direkt von Gott oder von Jesus aufgeschrieben, sondern von den Menschen, unter der Aufsicht des Heiligen Geistes.

Gott oder Jesus hätten selbst die heiligen Schriften schreiben und sie den Menschen übergeben können. Aber sie wählten einen anderen, weniger direkten Weg. Offenbar sind von Menschen verfasste Worte für Menschen verständlicher und als geistige Nahrung leichter aufzunehmen. Vielleicht wollte Gott auch die Aufgabe, die Bibel aufzuschreiben, mit dem kreativen Menschen teilen. Ähnlich wie Moses am Entstehungsprozess des göttlichen Gesetzes teilhaben durfte (Matth. 19:8), wie Bezalel und Oholiab den Tempel mitgestalten durften (2 Mose 31:2,6), wurden inspirierte Autoren der Bibel zur Mitgestaltung des göttlichen Wortes eingeladen.

Man muss dabei bedenken, dass es zahlreiche religiöse Bücher gab, auch solche, die berühmten biblischen Persönlichkeiten zugeschrieben wurden. Aber nur das Brot, das durch einen siebentägigen Aufenthalt vor Gott geheiligt worden war, verwandelte sich in heilige Nahrung für die Priester. Genauso hat Gott einige der von Menschen aufgeschriebenen Bücher autorisiert, so dass ihre Worte als geistige Leitfäden, als Leuchter (Psalm 119:105) für alle Gläubigen dienen können.

Auch die Anordnung der Brote hebt diese „menschliche„ Dimension des göttlichen Wortes hervor. Es gab zwölf Brote, genauso viele wie Stämme Israels. Die Summe der Erfahrungen des göttlichen Volkes liefert ein Umfeld, in dem das Wort Gottes Gestalt annehmen kann. Die Brote waren in zwei Stapeln von jeweils sechs Broten angeordnet. Die Zahl sechs, hebräisch Waw, ist ein Symbol des aufrecht stehenden Menschen. Zwei Sechsen stehen für zwei Menschen, zwei Zeugen. In der biblischen Symbolik ist die Doppelung auch ein Symbol der Materialität [der Körperlichkeit]. Daher drückt auch die symbolische Sprache der Zahlen Gottes Absicht aus, die Aufgabe des Verfassens des göttlichen Wortes mit dem Menschen zu teilen.

Die Schaubrote wurden aus insgesamt 24 Zehntel Efa Mehl hergestellt, denn es gab 12 Brote à zwei Zehntel Efa. Ein Zehntel Efa entspricht dem hebräischen Maß Gomer oder Omer (2 Mose 16:36). Ein Omer Manna wurde in der Bundeslade aufbewahrt (2 Mose 16:33). Es war die tägliche Menge Manna, die von einem Israeliten gesammelt und verspeist wurde (2 Mose 16:18). Die Menge von 24 Gomer ist sicherlich symbolisch, denn eine hebräische Bibel zählt genau 24 Bücher. In späterer Zeit, nach der babylonischen Gefangenschaft, wurde die Zahl 24 zu einem Symbol der Heiligen Schrift erhoben. Deshalb treten in der Offenbarung 24 Greise auf, deren Bekleidung an die Dekoration der Rollen der Heiligen Bücher erinnert.

Obwohl unsere christlichen Bibeln mehr Bücher enthalten, beschreibt die Zahl 24 immer noch treffend die Gesamtheit der Heiligen Schrift – jener Bücher, die von Gott ausgewählt wurden. Die Aufsicht über die Bücher des Alten Testaments wurde dem göttlichen Volk Israel übertragen und von ihm sollte man demütig das Wort Gottes annehmen, das in der hebräischen Sprache niedergeschrieben wurde.

Auf dem geistigen Schaubrottisch hat Gott einige von den Menschen aufgeschriebene und überlieferte Bücher geheiligt. Sie dienten als Sein heiliges Brot für die Häuser der gläubigen Priester, die in geistigen Angelegenheiten dem Volk Gottes dienten.

Die Schaubrote wurden jede Woche samstags ausgetauscht. Die Heilige Schrift wird nicht wöchentlich ausgetauscht, aber das Buch, die Rolle oder heutzutage der elektronische Datenträger allein bilden noch nicht die geistige Nahrung. Das in Buchstaben auf dem Papyrus, Pergament und Papier notierte oder auf dem Computerbildschirm erscheinende Wort wird erst dann zu geistiger Nahrung, wenn es vom Menschen gelesen wird. Besonders dann, wenn dieser Mensch dabei den geistigen Weihrauch verbrennt, d.h. Gott lobt und Ihn um Hilfe bei der Aufnahme der geistigen Nahrung Seines Wortes bittet.

In diesem Sinne können wir sagen, dass der Mensch, der das niedergeschriebene Wort Gottes liest, gewissermaßen sein weiterer Mitgestalter ist. Millionen von Menschen haben Bibeln in ihren Häusern. Aber nur einige von ihnen verleihen ihr durch ihre Lektüre und Lebenserfahrung die Dimension des Heiligen göttlichen Brotes. Welche Bedeutung hätten für uns die Aussagen über Gottes väterliche Fürsorge, wenn wir im Leben nie die gewöhnliche Fürsorge unserer irdischer Eltern erfahren hätten? Welche Bedeutung hätten die Aussagen über die Liebe, wenn wir niemanden auf dieser Erde geliebt hätten und selbst keine Liebe erfahren hätten? Das nicht erlebte und nicht verwirklichte Wort Gottes ist nur ein tönendes Erz oder eine falsch klingende Schelle.

Der Weizen für das Brot wurde auf den Feldern der Israeliten geerntet, dann wurde er von den Kehathitern gemahlen, zu Teig geknetet und gebacken. Unsere Erfahrungen beim Umsetzen der Lehre von Gott und Jesus machen wir im täglichen Leben, bei der Arbeit, in der Schule, mit den häufig weltlichen Bekannten und Nachbarn. Dann „mahlen„ wir diese Erfahrungen in der Abgeschiedenheit des häuslichen Altars, wir kneten sie, Fügen das Wasser der Wahrheit, das Öl des Heiligen Geistes hinzu, und dann verwandeln wir sie im Feuer der Gefühle zu schmackhaften Brot. Doch selbst das beste und köstlichste Brot der Kehathiter konnte nicht sofort nach dem Backen als Schaubrot verwendet werden. Diese Eigenschaft erhielt es erst, als es vom Priester am Sabbattag auf das goldene Tablett gelegt und auf den goldenen Halbröhren, die auf den beiden goldenen Gestellen ruhten, abgelegt wurde.

Unsere Erfahrungen, die wir mit dem Glauben an Gott und der Bibel in der Hand beim täglichen Schreiten in den Fußstapfen Jesus machen, tragen wir am Heiligen Tag der Versammlung in die Gemeinschaft des göttlichen Volkes hinein. Erst dort, wenn auf dem goldenen Altar der Weihrauch des göttlichen Ruhmes verbrannt wird, wenn der große Priester unsere Erfahrungen mit dem goldenen Licht der Öllampen des Geistes erleuchtet, verwandeln sie sich in heiliges Schaubrot.

Unser tägliches Erleben des göttlichen Wortes kann nicht auf einen zufälligen Stapel geworfen werden, sondern muss ordentlich auf den goldenen Halbröhren, die auf den beiden goldenen Gestellen ruhen, abgelegt werden. Die Vision von Sacharja (Sach 4:3), die ebenfalls in der Offenbarung erwähnt wird (Offb. 11:4), bezieht sich auf zwei Ölbäume, von denen über goldene Gießröhren das Öl des Heiligen Geistes hinabfloss. Auch wir verfügen über zwei solche Bäume – das Alte und das Neue Testament, die hebräischen und griechischen Heiligen Schriften. Zwischen ihnen müssen goldene Röhren gespannt werden, damit unser Betrachten und Erfahren des göttlichen Wortes nicht chaotisch, zerbröselt und verschimmelt ist. Das geschickte Verknüpfen der Lehren des Alten und des Neuen Testaments sorgt für eine angemessene Qualität der Speisen auf unserem geistigen Tisch. Wie wir bereits festgestellt haben, ist es außerdem wichtig, dass unser wöchentlicher Brotwechsel vom Weihrauch des Gebets und dem göttlichen Ruhm begleitet wird.

Die Stiftshütte ist die Wohnung unseres himmlischen Vaters. In der vorbildlichen Wohnung des Propheten Elisa befanden sich vier elementare Gegenstände: ein Tisch, eine Lampe, ein Bett und ein Tisch (2 Kön. 4:10). Auch im Hause Gottes befand sich der Thron der Bundeslade, der goldene Leuchter des Geistes, das Bett des Gebetsaltars und der Tisch des göttlichen Wortes. Eine solche Wohnung müssen wir für Gott in unseren Herzen, unseren Häusern und unseren Gemeinden einrichten. Wenn wir wollen, dass Er gerne bei uns wohnt, dann sollte überall, wo wir uns aufhalten weder das Licht des Geistes und der Weihrauch der Gebets noch – das wichtigste vielleicht – das dauerhafte Speisen des Schaubrotes, also des göttlichen Wortes, fehlen. Amen!

Daniel Kaleta

1 Mache seine Schüsseln und seine Schalen; Schüsseln, das ist die Form, die gleich der Form des Brotes gemacht war; das Brot war gleich einem von beiden Seiten offenen Schranke gemacht; es hatte unten einen Boden; man bog es an zwei Seiten gleich Wänden in die Höhe; darum wird es Schaubrot genannt, weil es Vorderseiten hatte, die nach beiden Seiten den Wänden des Hauses zugewandt waren, da und dort; man legte seine Länge über die Breite des Tisches, und die Wände waren dem Rande des Tisches gegenüber aufgerichtet; es war dafür eine Form von Gold und eine Form von Eisen gemacht; in der von Eisen wurde es gebacken, und wenn man es aus dem Ofen nahm, legte man es bis morgen am Sabbat, da man es auf dem Tische ordnete, in die von Gold; jene Form wurde Schüssel genannt. Und seine Schalen, Becher, in die man Weihrauch, die man zu den zwei Schichten des Brotes hinzufügte; so steht (3 Mose. 24,7), füge zu jeder Schicht reinen Weihrauch hinzu. Und seine Halbröhren, es waren eine Art Hälften von hohlen und in der Länge gespaltenen Röhren; gleich solchen machte man aus Gold und ordnete drei über jedem der Brote, damit das nächste Brot auf diesen Röhren ruhe; sie trennten zwischen einem Brote und dem anderen, damit die Luft dazwischenkomme und sie nicht schimmlig würden; ... Und seine Gestelle, es waren Gestelle in der Form von Stangen, aus Gold, die auf der Erde standen und über den Tisch weit emporragten, der Höhe der Brotschicht entsprechend; und sie hatten sechs (fünf) Seitenarme, einen Arm über dem anderen, und die Enden der Halbröhren, die zwischen einem Brote und dem anderen lagen, stützten sich auf jene Seitenarme, damit nicht die Last der oberen Brote zu schwer auf den unteren liege, und sie zerbrächen; ... Mit denen er bedeckt wird; mit denen er überdeckt wird; von den Halbröhren sagt er, das er bedeckt wird, weil sie wie ein Dach und eine Decke darüber waren, und ebenso sagt er an andere Stelle (4 Mose 4,7), die deckenden Halbröhren. (Raschi in Übers. Rabbiner Dr. Selig Bamberger)

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