Ludwigshafen, 7 April 2009
Der Tag, an dem das Lamm
geschlachtet wurde
"Und am ersten Tag des Festes der ungesäuerten Brote, als man das Passahlamm schlachtete, sagen seine Jünger zu ihm: Wohin willst du, daß wir gehen und bereiten, damit du das Passahmahl essen kannst? – Mar. 14:12
Es war Donnerstagmorgen. Die offiziellen Kalender sagten zwar, dass der 14. Nisan, der Tag des Schlachtens des Passahopfers, auf den nächsten Tag fallen sollte, andere dachten jedoch, dass der 14. Tag nach dem Neumond eben auf Donnerstag fällt. Und auch sie hatten recht. Deswegen wussten die Jünger selber, wann sie Jesus die Frage über die Passahvorbereitung stellen sollten.
Wo willst du das Passah essen? Woran dachte Jesus, als er diese Frage hörte? Für ihn begann der wichtigste Tag seines irdischen Lebens. Es war auch der längste Tag, der eigentlich aus zwei Tagen und einer Nacht ohne Schlaf bestand. Es sollte ein Tag der Trauer am Passahtisch sein, ein Tag der Einsamkeit in Gethsemane, ein Tag des Verrats durch den Freund, der Verachtung des Sanhedrins, der Ungerechtigkeit des Römischen Statthalters, der Demütigung durch Söldner, der Pein der Auspeitschung und des schrecklichen Todes am Kreuz.
Wo willst du das Passah essen? Sein eigentliches Passah, sein Übergang, sollte am Kreuze vollbracht werden. Er sollte nicht so getötet werden, wie man die Lämmer tötete – feierlich, nach allen Reinheitsgesetzen, im Tempel, nach allen Regeln. Er, das Lamm, vorbereitet von der Grundlegung der Welt an, sollte in einer schändlichen Weise geschlachtet werden – aufgehängt am Baum. Er sollte ungerecht beurteilt werden, mit Versäumnis aller Regeln, ausgelacht und verachtet. Seine bitteren Kräuter sollten das Wasser mit Essig und sein Brot – der Schwamm sein. Nur, die Knochen hat man ihm nicht gebrochen, sodass sich alle Passahprophezeiungen erfüllen.
Jesus wusste vom Anfang seiner Mission, dass er leiden und einen schändlichen Tod sterben muss. Die Kenntnis allein schütz aber nicht vor dem Herzensbeben, wenn die Stunde der Probe schlägt. Jeder von uns kennt das Gefühl des Lampenfiebers, zum Beispiel vor einer schwierigen Prüfung. Wir haben uns lange vorbereitet, eigentlich können wir alles. Wenn aber dieser Moment kommt, bemerken wir im Herzen ein Beben der Unsicherheit. Und die menschlichen Gefühle vor einer Narkose und einer Operation? Die Ärzte sagen, dass es ein kosmetischer Eingriff sei, dass er immer gelingt. Und trotzdem haben wir Angst, wenn die Tür des Operationssaals sich vor uns öffnet. Jesus war ein Mensch. Erlebte er auch etwas ähnliches, als DIESER Tag kam?
Wo willst du das Passah essen? Als er diese Frage hörte, konnte Jesus auch noch an etwas anderes gedacht haben. Sein Leiden und gebrochenes Leben sollte ein Sühneopfer für die Sünde der Welt werden. Das vorbildliche Sündopfer wurde außerhalb des Lagers verbrannt. Er wusste, dass er ebenso, am Wegrand, vor den Augen aller Passanten leiden werde. Doch das Fett solcher Opfer sollte zuvor auf dem Altar des Vorhofes verbrannt werden, wo die Priester und Leviten mit Dankbarkeit zuschauten. Vielleicht wollte er, bevor sein Leiden hinterm Tor von Jerusalem beginnen sollte, inmitten der Stadt, auf dem Berg Zion, das Fett seines Opfers vor seinen nächsten Freunden verbrennen. Vielleicht wollte er ihnen noch einmal ausdrücklich zeigen, wie wichtig und wie herrlich sein Opfer des Leidens und Todes für uns alle sein wird.
Und deswegen "sandte [er] Petrus und Johannes und sprach: Geht hin und bereitet uns das Passahmahl, daß wir es essen!... wenn ihr in die Stadt kommt, wird euch ein Mensch begegnen, der einen Krug Wasser trägt. Folgt ihm in das Haus, wo er hineingeht!... Dort bereitet!” (Luk. 22:8-12)
Die Jünger sollten zu dem Haus gehen, wohin das Wasser getragen wurde. Das Wasser war wichtig während des Passahmahls. Es wurde nicht nur zum Trinken benötigt, und um Lebensmittel und Geschirr abzuwaschen, aber auch während des Passahmahls als solchem, wusch man zweimal die Hände. Jesus wollte das Passahmahl dort feiern, wohin das Wasser getragen wurde.
Und wir? Tragen wir das Wasser zu unseren Häusern? Möchte Jesus in unserem Haus, in unserer Versammlung das Passah feiern? Haben wir in unseren Gemeinschaften einen Überfluss am Wasser des Geistes und der Wahrheit, um dadurch unsere Fehler abzuwaschen und die geistige Nahrung zu säubern, um unsere Hände und Füße von der Weltlichkeit zu reinigen, bevor wir Gottes Dienst antreten? Wenn ja, dann wird sich Jesus bestimmt gerne an unseren Tisch setzen und mit uns das Abendmahl einnehmen.
Petrus und Johannes hatten jetzt eine Menge zu tun. Sie mussten sich zu den Toren Jerusalems begeben, einen Mann mit einem Wasserkrug und das von ihm gezeigte Haus ausfindig machen. Man musste alles vor Ort überprüfen, inwieweit der Saal vorbereitet war, ob er über das nötige Geschirr verfügt, ob genügend Brennholz da ist. Danach mussten sie zum Markt gehen um ein Lamm zu kaufen, und dazu auch die bitteren Kräuter Maror, das Gemüse Karpas, ein anderes bitteres Gemüse, das Chazeret, getrocknetes Obst und Nüsse für das Charoset, Gewürze, Wein und das wichtigste – ungesäuertes Brot. Vielleicht haben sie nur Mehl gekauft um die Matzen selber zu backen. Und es musste für zwölf Personen und mindestens drei Tage reichen, bis zum Tag nach dem Sabbat. Vielleicht mussten sie sich auch um Brennholz kümmern. Nachdem sie das alles zum Saal getragen haben, mussten sie die bitteren Kräuter zubereiten, sie zerkleinern und mit Öl mischen. Aus getrocknetem Obst und Nüsse sollte man eine süße Paste machen, die die Bitterkeit der Kräuter mildern sollte. Dann mussten sie noch alles sauber machen und auf einen tiefen Tisch mit Sitzkissen stellen.
Als schon alles fertig war, haben sie die anderen Jünger und Jesus benachrichtigt. Vielleicht ging einer von ihnen in der Zwischenzeit zum Tempel, um am Nachmittag um Drei, rechtzeitig zur Stunde des Opferschlachtens zu kommen. Auch wenn nur eine kleine Gruppe zu dieser Zeit, einen Tag früher als die Mehrheit der Pilger, die Passahlämmer schlachtete, musste das nicht unbedingt eine Sensation hervorrufen, denn die Pilger haben im Tempel auch andere Opfer schlachten lassen. Der einzige Unterschied war, dass das geschlachtete Passahlamm nicht sofort im Tempel geteilt, sondern im Ganzen nach Hause gebracht wurde. Dazu nahm man noch ein wenig Blut um die Türpfosten zu besprengen. Als sie zurück waren, fing es schon an zu dämmern. Das Feuer brannte bereits. Mann musste nur noch die Türpfosten mit ein paar Tropfen Blut streichen, das Lamm zubereiten und noch vor der Dämmerung beginnen es zu braten.
"Und als die Stunde gekommen war, legte er sich zu Tisch und die Apostel mit ihm. Und er sprach zu ihnen: Mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passahmahl mit euch zu essen, ehe ich leide.” (Luk. 22:14-15)
Sobald es so dunkel war, dass man die drei ersten Sterne sah, konnte das Abendmahl beginnen. Das Lamm musste noch eine Weile braten, aber das Fleisch aß man erst später. Am Anfang füllte der Hausherr – in diesem Fall Jesus – die Becher aller Teilnehmer des Abendmahls mit Wein (1. Kelch füllen) und sprach die Segnung für die gesamten Feierlichkeiten aus. Wahrscheinlich hat Jesus noch vor dieser Segnung seine Gefühle ausgedrückt, indem er sagte: "Mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passahmahl mit euch zu essen, ehe ich leide.”
Auch mit uns will Jesus das Passahmahl vor dem Jahrestag seines Leidens und Todes essen. Genau deshalb, treffen wir uns zum Gedächtnismahl einen Abend vor dem jüdischen Passahmahl. In dieser Weise wollen wir uns an die Reihenfolge der damaligen Ereignisse erinnern. Jesus hat zuerst das Gedächtnismahl eingesetzt, dann ging er nach Gethsemane um zu beten. Erst danach wurde er überliefert und litt bis zum Kreuzigungstod um etwa drei Uhr am Nachmittag des nächsten Tages.
Lasst uns, wenn wir diesen Raum verlassen werden, mit Jesus bleiben. Lasst uns mit ihm wachen und beten, wenigstens eine Stunde. Lasst uns morgen seiner Leiden, seines Todeskampfes in der Hitze des Nachmittags gedenken und dann bis zum dritten Tag zu warten – dem Tag seiner Auferstehung. Vielleicht werden wir in diese Weise wenigstens teilweise seine Gefühle erwidern, denn er sagte: "Mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passahmahl mit euch zu essen, ehe ich leide”.
Es war wahrscheinlich während dem Hochheben des ersten Kelchs des Abendmahles (1. Kelch hochheben), als Jesus nach der Segnung die Worte sagte, die Lukas ganz am Anfang des Passahmahlberichts schreibt: "Nehmt diesen und teilt ihn unter euch! Denn ich sage euch, daß ich von nun an nicht von dem Gewächs des Weinstocks trinken werde, bis das Reich Gottes kommt.” – Luk. 22:17-18. Dieser traurige Abschied Jesus' ist voll Hoffnung auf das Zusammentreffen in Königreich, wenn es Leiden und Tod nicht mehr geben wird. Die Menschen werden von Lammopfer profitieren, doch sie werden nicht mehr seinen Leib brechen und auch sein Blut nicht mehr trinken. Der neue Wein des Königreiches wird nur Freude und Segnung bedeuten.
Nach dem ersten Kelch wusch sich – gewöhnlich der Hausherr, aber oft auch alle Teilnehmer des Abendmahles – die Hände. Deswegen waren die Jünger bestimmt nicht überrascht, als Jesus ein Gefäß und ein leinenes Tuch nahm. Sie erwarteten, dass er mit dem Becher das Wasser schöpfen, seine Hände über den Schüssel waschen und dann Gefäße und Handtuch weiter geben wird, damit auch die Jünger ihre Hände waschen. Doch Jesus: "Gießt Wasser in das Waschbecken und fing an, die Füße der Jünger zu waschen und mit dem leinenen Tuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war” – Joh. 13:5.
Die Bedeutung dieser Geste hat Jesus selbst erklärt. Es war ein Zeichen der Demut und Bereitschaft sogar die niedrigsten Dienste zu erfüllen: "Wenn nun [ich], der Herr und der Lehrer, eure Füße gewaschen habe, so seid auch [ihr] schuldig, einander die Füße zu waschen” – Joh. 13:14. Die Mission von Jesus war von symbolischen Gesten erfüllt. Vielleicht hatte auch in diesem Fall das Waschen der Füße, hinzugefügt zum, an dieser Stelle traditionellen Waschen der Hände, eine tiefere Bedeutung. Die Priester dienten im Tempel barfuß. Deswegen mussten sie vor dem Dienst Hände und Füße waschen (2 Mose 30:19). Die Jünger trugen, gemäß den Passahgesetzen, wahrscheinlich Sandalen. Jetzt mussten sie diese ausziehen und barfuß, mit von Jesus gewaschenen Füßen, den Dienst im neuen geistigen Tempel antreten.
Nach der Waschung haben die Teilnehmer des Abendmahles unter sich das vorbereitete Gemüse karpas verteilt. Karpas wurde in salziges Wasser eingetaucht bevor man es aß. Salziges Wasser ist ein Symbol von Schweiß und Tränen. Gewöhnlicherweise denken die Israeliten in diesem Moment an in Ägypten vergossenen Schweiß und Tränen. Aber Jesus dachte vielleicht auch über seine Tränen, vergossen über Lazarus, Jerusalem, und auch über viele andere Tragödien und dem Unheil der Menschen. Er konnte auf dem Rücken schon jetzt den Schweiß spüren, dessen Tropfen bald die ausgetrocknete Erde im Garten Gethsemane befeuchten sollten. Sollten wir nicht auch in diesem Moment von den salzigen Tränen und dem blutigen Schweiß des Menschen Jesus denken?
Danach brach der Hausherr eines der vorbereiteten ungesäuerten Brote und legte den abgebrochenen Teil zur Seite. (Mittlere Matze brechen und ablegen) Dieser Teil wurde oft auch versteckt, um nach dem Hauptteil des Mahls dieses versteckte und wiedergefundene Stück Brot zu teilen und zu verzehren. In der geistigen Bedeutung hatten die Juden schon damals stückweise Kenntnis des "Ungesäuerten der Lauterkeit und Wahrheit”. Doch die wichtigste Wahrheit vom Messias und der Erlösung durch seinen Tod wurde versteckt. Erst Jesus sollte sie offenbaren indem er selbst zu dem gebrochenen Brot wurde.
Nun füllte man einen zweiten Kelch, bei dem die Geschichte der ägyptischen Gefangenschaft, der Plagen, der Befreiung und der große Erlösung Israels erzählt wurde. Traditionsgemäß fragten die Kinder nach der Bedeutung aller feierlichen Handlungen und die Erwachsenen beantworteten diese Fragen. Im Obersaal gab es jedoch keine Kinder. Hat Jesus, an dem sich doch auch die Prophezeiung von der Berufung des Sohnes aus Ägypten erfüllte, den Jüngern erklärt was die geistige ägyptische Gefangenschaft ist und was die wahre Freiheit der Söhne Gottes bedeutet? Wir wissen es nicht. Wir wissen jedoch, dass solche geistigen Inhalte in der Geschichte vom Auszug Israels aus Ägypten verborgen sind. Wir alle waren in der Gefangenschaft der Sünde. Gott hat uns befreit, indem Er das Meer des Todes unter unseren Füßen trockenlegte. Jetzt lenken wir unter seinem Schutz unsere Schritte in Richtung der geistigen Freiheit des Jerusalems von droben. Noch für niemanden von uns hat sich diese Verheißung von vollkommener Freiheit von Sünde, Tod und Versklavung durch Unvollkommenheit gänzlich erfüllt. Nur Jesus, unser Vorläufer, ist in die wahre Ruhe der Freiheit hineingegangen. Aber er hat uns auch versprochen: "Ich werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin” – Joh. 14:3.
Und nun haben alle noch einmal, so wie vorher, die Hände gewaschen, um in Reinheit essen zu können. Nach der Segnung über dem Brot, haben die Teilnehmer des Abendmahls zuerst in Eile ein Stück ungesäuertes Brot gegessen. Dann tauchten sie die bitteren Kräuter Maror in eine süße Paste aus getrocknetem Obst, genannt Charoset ein und nahmen diese zu sich. Ungesäuertes Brot stellt Wahrheit dar. Maror ist ein Symbol der Leiden und Charoset – ähnlich der Tonerde aus der die Israeliten Ziegeln herstellten – stellt mühsame Arbeit und Dienst dar.
Als Jesus den Priesterdienst antrat, hat er sich zuerst mit der Wahrheit über Gottes Vorhaben bekannt gemacht. Als er begann dieses umzusetzen, musste er für die Wahrheit Leiden erfahren, die aber mit dem Bewusstsein des Dienstes gesüßt waren. Die Überzeugung, dass das Leid der besseren Sache des zukünftigen Königreiches dient, half ihm mit Sicherheit die bittersten Demütigungen zu ertragen. Die Jünger als Unterpriester, und mit ihnen auch wir, müssen in den Fußstapfen Jesu gehen – durch Erkenntnis der Wahrheit zum Leben und zum bitteren Leid für die Wahrheit, das aber mit dem Bewusstsein der Mission im großen Werk der Erlösung der ganzen Menschheit gesüßt ist.
Am Ende dieses Teils aßen die Israeliten das ungesäuerte Brot und die bitteren Kräuter eingetaucht in die süße Paste aus getrockneten Obst zusammen in einer Art belegten Brot, Korech. Wahrscheinlich war es dieser Moment, als das Brot mit bitteren Kräutern in Charoset eingetaucht wurde, dass Jesus Judas so ein "belegtes Brot” gab, um ihm anzudeuten, dass er von seinem Verrat weiß. Die Hand Jesu mit bitterem Brot, gesüßt mit Liebe und Bereitschaft zur Verzeihung, war ein letztes Angebot der Versöhnung. Jesus litt. Einer der nächsten Freuden war dabei ihn zu verraten. Aber sogar in solch einem Moment hat er Liebe und Vergebung nicht vergessen. Judas aber hat diese Liebe abgewiesen. In diesem Brot spürte er nur Bitterkeit des Maror – die Angst vor Leiden. Dann hat er auch in Eile den Saal verlassen und am weiteren Verlauf des Abends nicht teilgenommen.
Die Einstellung von Judas ist für uns alle eine ernsthafte Warnung. Bewusstes Leiden ist eine große Herausforderung. Judas war ihr nicht gewachsen. Möglicherweise sind mehrere von uns gefährdet, dass es uns an Ausharren im Ertragen von Widrigkeiten mangeln könnte. Sobald wir uns schwächer fühlen, sollten wir uns sofort daran erinnern, dass man bittere Kräuter mit ungesäuertem Brot der Wahrheit essen soll. Greifen wir zur Bibel und erinnern wir uns, wie Jesus unschuldig litt, wie traurig und gleichzeitig voller Hoffnung die Geschichte Hiobs ist. Die Wahrheit befreit, sie verursacht, dass bittere Leiden leichter zu tragen sind. In Momenten der Schwachheit ist es auch gut in uns ein Missionsgefühl zu entwickeln. Wenn wir wegen der Wahrheit leiden, dann ist das ein Beweis, dass wir für Gott wichtig sind. Wenn wir mit Ausharren diese kurze Weile der Pein und Bitterkeit ertragen können, so wie es Jesus getan hat, dann werden wir einen Anteil in seinem großen Dienst der Versöhnung der Menschheit mit Gott bekommen. Ist es etwa verwunderlich, dass wir für ein so großes Vorrecht gewisse Schwierigkeiten ertragen müssen?
Jetzt folgte der Hauptgang. Man hat das Fleisch des Lammes, so wie das restliche ungesäuertes Brot, Gemüse, Kräuter und alles andere, was auf dem Tisch lag, gegessen. Erst jetzt, während dieser Mahlzeit, gab es die Möglichkeit Gespräche zu führen. Davor hat man nur die Worte der Segnungen und der Geschichte des Auszugs aus Ägypten gesprochen. Erst jetzt hatte Jesus Zeit, die letzten Gespräche mit seinen Jüngern zu führen. Johannes hat diese sehr genau notiert. Wie dankbar sind wir ihm, dass er solch ein wunderbares Gedächtnis hatte. Wie oft passiert es uns, dass wir die Einzelheiten davon übersehen, was Andere uns erzählen. Lasst uns von Johannes das Aufmerksame Zuhören und das Merken lernen. Das können wir nicht nur beim Hören der Wahrheit Jesu brauchen.
Und endlich, nach dem Abendmahl, passierte das, was unserer Ansicht nach der wichtigste Teil der Passahfeier war. Aus dem Versteck hat man die am Anfang abgebrochene Hälfte eines der ungesäuerten Brote gebracht (Abgelegte Hälfte zurück auf Tablett) und zwischen die Versammelten verteilt. Für die Israeliten war dieses Brot ein Symbol des Geheimnisses der Erlösung. Wie wunderbar stimmt dies mit der Bedeutung überein, die Jesus diesem gebrochenen Brot gab. Er hat dieses Geheimnis der Erlösung erklärt. Sein Leib, gebrochen für die Sünde der Welt und unsere, war diese Erlösung.
Nachdem man diesen Teil des Brotes gegessen hatte, hat man eine Danksegnung gesprochen und der dritte Kelch wurde gefüllt. Er hatte auch eine sehr symbolische Aussprache. Insgesamt gab es vier Kelche. Sie wurden zum Gedächtnis der vier Arten der Befreiung – die in 2 Mose 6:6-7 erwähnt werden – erhoben. Die dritte Art der Befreiung, die eben durch diesen dritten Kelch symbolisiert wird, ist die Erlösung. In diesem Moment hat man auch den Kelch von Elia, der das ganze Abendmahl hindurch leer stand, gefüllt. Das Kommen des Elias sollte dem Kommen des Messias vorhergehen. Die Erfüllung dieses Kelchs bedeutete eine Erfüllung der messianischen Hoffnungen Israels. Wie wunderbar stimmt das alles mit der Bedeutung des Neuen Bundes des Opfers im Lammesblut überein, welche Jesus diesem Kelch gegeben hat.
Nach dem Trinken dieses Kelches, hat man noch die Lobespsalmen 115-118 vorgelesen, man hat Lieder gesungen, und dann hat man noch einen vierten und letzten Kelch getrunken. Die restliche Nacht bis Morgen versuchte man zu wachen, um der Nacht des Auszugs aus Ägypten zu gedenken.
Und deswegen, Geschwister, im Bewusstsein der tiefen Bedeutung dieser zwei letzten Elemente vom Passahmahl, wollen wir ihrer jährlich gedenken. Wir tun es am Abend, der Jesu Leiden und Tod vorhergeht. Damit wollen wir auf seine traurige Sehnsucht antworten. So wie er sagte: "Mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passahmahl mit euch zu essen, ehe ich leide.”
Daniel Kaleta
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