Korbach, 28. Mai 2007
Die Wiedergeburt Israels
als Zeichen der Zeiten
Die heilige Schrift, und vor allem das alte Testament, beinhaltet zahlreiche Versprechen über die Wiedergeburt des Volkes Israel. Man könnte sogar sagen, dass die Realisierung des Versprechens für Abraham über das ewige Wohnen seiner Nachkommen im Land seiner Pilgerschaft, die zentrale Achse aller Prophezeiungen darstellt. Die Propheten tadelten ihre Generationen, kündigten Strafen an, aber fast immer fügten sie dabei hinzu, dass sich nach der Strafe das, ihren Vätern versprochene, glückliche Wohnen im verheißenen Land erfüllen wird.
Diese Erwartungen folgten nicht nur aus den Versprechen, die Abraham, Izaak und Jakob gegeben wurden, sondern sie wurden auch garantiert durch das Gesetz vom Berg Sinai (3 Mose 26:40-42): „Und sie werden ihre Schuld bekennen und die Schuld ihrer Väter; (...) Dann werde ich an meinen Bund mit Jakob denken. Und auch an meinen Bund mit Isaak und auch an meinen Bund mit Abraham werde ich denken, und an das Land werde ich denken.” Ein wenig detaillierter beschreibt es das Gesetz aus 5 Mose 30:1-7: „Und es wird geschehen, wenn all diese Worte über dich kommen, der Segen und der Fluch, die ich dir vorgelegt habe, und du es dir zu Herzen nimmst unter all den Nationen, wohin der HERR, dein Gott, dich verstoßen hat, (...) dann wird der HERR, dein Gott, dein Geschick wenden und sich über dich erbarmen. Und er wird dich wieder sammeln aus all den Völkern, wohin der HERR, dein Gott, dich zerstreut hat. (...) Und der HERR, dein Gott, wird dich in das Land bringen, das deine Väter in Besitz genommen haben, und du wirst es in Besitz nehmen.”
Das zweite dieser Gesetze ist wie eine Bedingung formuliert. Man könnte sogar denken, dass Gott Israel gar nicht in ihr Land geführt hätte, wenn die Flüchtlinge ihre Sünden nicht im Herzen überlegt hätten. Doch die erste Schriftstelle zeigt, dass die durch Gott geplante Strafe mit Sicherheit ihr Ziel – die Erkennung des Verbrechens, erreicht; und dann wird Gott mit Freude die angekündigte Wiedergeburt Israels nach der Knechtschaft verwirklichen.
Wenn man also aus der Schrift weiß, dass Israel zu seinem Land und zur Gnade Gottes zurückgeführt werden sollte, dann sollte die Erwartung dessen, eines der wichtigen Elemente des Glaubens sein, der auf dem Worte Gottes aufbaut. Oft glaubt man auch, dass die mit dem jüdischen Volk und dem Land Israel verbundene Ereignisse, ein Zeitmaß, eine Markierung sind, die uns zu erkennen erlaubt, in welchem Abschnitt der Realisierung der Absicht Gottes wir uns befinden. Drückt man das ein wenig gehobener aus sagt man, dass „Israel ein Zeiger auf der göttlichen Uhr der Zeitalter ist”; also erwartet man, dass Israel ein Zeichen der Zeiten sein sollte.
Was bedeutet das biblische Wort Zeichen?
Im wörtlichen Gebrauch bedeutet sowohl das hebräische Wort OT (Strong 0226) als auch das griechische semeion (Strong 4592) z.B. das körperliche Mal, welches man in die Haut eines Tieres brannte. Im übertragenen Sinn drückt das Wort „Zeichen” die Idee ein äußerliches, sichtbares Anzeichen einer unsichtbaren, geistigen Wirklichkeit aus. So ist zum Beispiel die Beschneidung oder das Halten des Sabbat ein äußerliches Zeichen der geistigen Wirklichkeit des Bundes mit Gott (1Mo. 17:11; 2 Mo. 31:13).
Kann man somit in diesem Sinn über das „Zeichen der Zeiten” sprechen? Die Bibel benutzt an einer Stelle wortwörtlich diese Formulierung (Mat. 16:3): „Wenn es Abend geworden ist, so sagt ihr: Heiteres Wetter, denn der Himmel ist feuerrot; und frühmorgens: Heute stürmisches Wetter, denn der Himmel ist feuerrot [und] trübe; das Aussehen des Himmels wißt ihr zwar zu beurteilen, aber die Zeichen der Zeiten könnt ihr nicht.” Es gibt gewisse berechtigte Gründe, diesen Text für kritisch unsicher zu halten, denn er wird in manchen wichtigen alten Handschriften ausgelassen. Doch in der Parallelstelle, zeigt Jesus eine ähnliche Lehre, auch wenn er die Wendung „Zeichen der Zeiten” weglässt (Lk. 12:56): „Das Aussehen der Erde und des Himmels wißt ihr zu beurteilen. Wie aber kommt es, daß ihr diese Zeit nicht beurteilt?” Wenn wir also aufgrund von atmosphärischen Ereignissen das Wetter voraussagen können, sollten wir um so mehr fähig sein die Zeit zu erkennen in der wir leben.
In diesem Zusammenhang sind atmosphärische Erscheinungen keine sichtbaren Anzeichen der bereits eingetretenen Wirklichkeit, sondern sie zeugen von laufenden Änderungen, welche zu voraussagbaren Resultaten führen werden. In dieser konkreten Situation erwartete Jesus höchstwahrscheinlich, dass die durch ihn vollbrachten Wunder als Zeichen erkannt werden, dass er der Messias sei und als Ankündigung des Anfangs des himmlischen Königreiches. Manche der Heilungen werden direkt als Zeichen bezeichnet. Zum Beispiel die Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten, die im Johannes Evangelium 4:54 beschrieben ist. Auf solche Zeichen berief sich Jesus in der Antwort, die er den Jüngern von Johannes der Täufer gab, als sie fragten, ob Er der versprochene Gesalbte sei (Mt 11:5): „Blinde werden sehend, und Lahme gehen, Aussätzige werden gereinigt, und Taube hören, und Tote werden auferweckt, und Armen wird gute Botschaft verkündigt.” Wunder waren für die Gläubigen ein sichtbares Zeichen der geistigen Wirklichkeit, welche Jesus Israel vorstellte.
Auch jene, die nicht an Jesus glaubten haben ihre Zeichen bekommen. Eines von ihnen war die Zerstörung des „Tempels des Leibes”, den Jesus in drei Tagen wiederaufgebaut hat (Joh 2:18-19): „Was für ein Zeichen zeigst du uns, daß du dies tust? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn aufrichten.” Ein ähnliches Zeichen waren die drei Tage, die Jona im inneren des riesigen Fisches verbrachte (Mt 12:38-40): „Lehrer, wir möchten ein Zeichen von dir sehen. (...) gleichwie Jona drei Tage und drei Nächte in dem Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.”
Der Feigenbaum
Sicherlich haben die Jünger, in der selben Bedeutung, Jesus um ein Zeichen seiner zweiten Gegenwart gefragt (Mt 24:3): „Sage uns, wann wird das sein, und was ist das Zeichen deiner Parousia und der Vollendung des Zeitalters?” Innerhalb der Ereignisse, welche in der Antwort Jesu genannt sind, wird die Wiedergeburt Israels nicht direkt erwähnt. Man könnte eventuell die Aussage über die Versammlung der Auserwählten von den vier Enden der Erde (Mt 24:31) mit der Prophezeiung Jesaja verbinden (Jes 27:13): „Und an jenem Tag wird es geschehen, da wird in ein großes Horn gestoßen werden, und die Verlorenen im Land Assur und die Vertriebenen im Land Ägypten werden kommen und den HERRN anbeten auf dem heiligen Berg in Jerusalem” (vgl. Jes 43:5-6). Viel populärer ist jedoch die Meinung, dass das in diesem Kontext gegebene Gleichnis vom Feigenbaum (Mt 24:32-34) die Aufmerksamkeit der Gläubigen auf die Anzeichen der Änderungen lenken sollte, die in Israel als Ankündigung der baldigen Einsetzung des Gottesreiches auf der Erde passieren. „Von dem Feigenbaum aber lernt das Gleichnis: Wenn sein Zweig schon weich geworden ist und die Blätter hervortreibt, so erkennt ihr, daß der Sommer nahe ist. So sollt auch ihr, wenn ihr dies alles seht, erkennen, daß es nahe an der Tür ist. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist.”
Die Meinung, dass Israel in der Bibel als Feigenbaum dargestellt werden kann ist ziemlich gut begründet. Der Prophet Jeremia hat eine Aussage Gottes aufgeschrieben, welche – wenn wir diese Stelle richtig verstehen – ankündigt, dass der Grund für die Ausrottung Israels der Mangel an Früchten auf dem Weinberg und auf dem Feigenbaum sein sollte (Jer 8:13): „Wegnehmen, wegraffen werde ich sie, spricht der HERR. Keine Trauben sind am Weinstock und keine Feigen am Feigenbaum, und das Blatt ist verwelkt.” Es geht hier in einer eindeutigen Weise um eine übertragene Bedeutung des Weinbergs und des Feigenbaums, denn Gott hat Israel nicht für eine ineffiziente Landwirtschaft bestraft. Einen ähnlichen Sinn hat die Prophezeiung Jeremias über die schlechten und die guten Feigen (Jer 24:5,8): „Wie diese guten Feigen, so sehe ich die Weggeführten von Juda zum Guten an (...) Aber wie die schlechten Feigen, die vor Schlechtigkeit nicht gegessen werden können, – ja, so spricht der HERR – so mache ich Zedekia, den König von Juda, und seine Obersten und den Überrest von Jerusalem, die, die in diesem Land übriggeblieben sind.” Wenn also diese Generation Israels schlechte und gute Früchte des Feigenbaumes darstellte, dann kann man das gesamte Volk oder Land Israel, welches dauernd neue Söhne gebiert, als Feigenbaum betrachten.
Israel kann also in der Bibel symbolisch als Feigenbaum dargestellt werden. Das heißt jedoch nicht, dass man an jeder Stelle, an der von diesem Baum die Rede ist, eine allegorische Bedeutung suchen muss (z.B. Joh 1:48 oder Off 6:13). Im Falle unseres Gleichnisses könnte man die einfachste Interpretation der Worte Jesu annehmen, nämlich dass so wie das Erscheinen von Blättern auf dem buchstäblichen Feigenbaum das Herannahen des Sommers bedeutet, auch die Vollendung der weiter oben beschriebenen Ereignisse eine Nähe kennzeichnen wird, und eigentlich ein Kommen („in der Tür” vgl. Apg 5:9 und Off 3:20), die parousia von Jesus und die „Vollendung der Welt”, also das Ende der jetzigen Epoche.
Trotzdem scheint auch die allegorische Interpretation des Gleichnisses vom Feigenbaum interessant zu sein. Wenn das erscheinen von Saft in den Zweigen und das Sprießen von Blättern die Wiedergeburt der Staatlichkeit Israels bedeuten sollte, dann könnten die Worte: „Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist” (Mt 24:34) eine ziemlich präzise Zeiteinheit einer menschlichen Generation von der Proklamation des Staates Israel im Jahre 1948 bis zum Ende des Herrschen des Bösen auf der Erde bedeuten.
An dieser Stelle treten jedoch Zweifel auf. Warum nehmen wir als Wendepunkt die Proklamation des Staates Israel an, was schon eher an die Frucht oder das „Weichwerden des Zweiges” erinnert. Warum sollte man als die ersten Anzeichen der Wiedergeburt des Feigenbaumes nicht zum Beispiel den Anfang der zionistischen Bewegung am Ende des 19. Jahrhunderts nehmen. Warum sollte man die Saftigkeit der Zweige und das Grün der Blätter mit dem Prozess der Entwicklung des Staates Israel verbinden und nicht mit der geistigen Wiedergeburt des Volkes. Der Prozess der geistigen Wiedergeburt Israels dauert ja auch schon seit einiger Zeit, doch bisher wäre es schwer in ihm irgendwelche Wendepunkte zu erkennen.
Wenn wir aber diese Zweifel übergehen, stellen wir fest, dass die Wiedergeburt Israels zweifellos eine Absicht Gottes war (Joel 2:22-23): „Der Baum trägt seine Frucht, der Feigenbaum und der Weinstock geben ihren Ertrag. Und ihr, Söhne Zions, jubelt und freut euch im HERRN, eurem Gott!” (vgl. Hohelied 2:13). Jesus hat den damaligen Feigenbaum verflucht, der schon Blätter hatte, aber noch keine Früchte trug (Mt. 21:19): „Und als er einen Feigenbaum an dem Weg sah, ging er auf ihn zu und fand nichts an ihm als nur Blätter. Und er spricht zu ihm: Nimmermehr komme Frucht von dir in Ewigkeit! Und sogleich verdorrte der Feigenbaum.” Der Symbolische Hauswirt hat auf dem Weinberg den Feigenbaum gefällt, welcher drei und halb Jahre lang nicht die erwartete Frucht gebracht hat (Lk 13:6-9): „Wenn er etwa Frucht bringen wird, [gut], wenn aber nicht, so magst du ihn künftig abhauen.” Trotzdem verursachte Gott, dass der Baum Israels wieder gewachsen ist und in seinen Zweigen unverkennbar Säfte erscheinen, welche sowohl zum Sprießen von Blättern als auch zum wachsen von Früchten führen werden. Sowohl heute, als auch früher nach der Knechtschaft in Babylon richteten sich die vertriebenen nicht sofort nach den geistigen Kriterien (Hagg 2:19): „So hat auch weder Weinstock, Feigenbaum, Granatbaum noch Ölbaum getragen.” Doch mit der Zeit hat Gott verursacht, dass ihre Herzen beschnitten wurden, wie das Torah es ankündigte (5 Mo 30:6): „Und der HERR, dein Gott, wird dein Herz und das Herz deiner Nachkommen beschneiden, damit du den HERRN, deinen Gott, liebst mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele.” Wenn wir also bei den Israeliten heute Anzeichen eines belebenden Glaubens finden, dann bedeutet dies, dass unsere Generation nicht vergehen sollte, bis „das alles” geschehen wird.
Aufgrund der Predigt Jesu aus dem 24. Kapitel des Matthäus Evangeliums haben wir also das Recht zu glauben, dass wir die materielle und geistige Wiedergeburt Israels, wenn auch mit einigen Begrenzungen, für ein Zeichen des Eintretens der parousia von Jesus und für das Ende der aktuellen Epoche halten können. Und passend zur Bedeutung des Wortes „Zeichen” ist die Wiedergeburt dieses Volkes ein sichtbares Anzeichen von Veränderungen, welche in der gesamten geistigen Wirklichkeit unserer Zeiten vonstatten gehen. Diese Veränderungen betreffen die Bereiche der Kultur, der Gesellschaft und der Politik. Diese erstaunende Metamorphose, welcher die Menschheit in den letzten zwei Jahrhunderten unterliegt, sollte man also als Werk desselben Gottes betrachten, welcher versprochen hat, dass Er die Wiedergeburt Israels durchführen wird, was Er auch getan hat.
Israel als Orientierungspunkt
Unabhängig von der Verwendung der exakten Bedeutung des Wortes „Zeichen” im Zusammenhang mit Israel, kann man auch eine etwas andere Methode ausprobieren, um sich zu überzeugen, ob die prophetische Beschreibung der Wiedergeburt dieses Volkes eine konkretere Information über den Fortschritt der Veränderungen in anderen Bereichen darstellen können. Manche der über die Wiedergeburt Israels sprechenden Prophezeiungen zählen auch andere Ereignisse auf, welche sich sowohl auf Israel selbst als auch auf andere Völker beziehen. Wenn wir damit einverstanden sind, dass die moderne Wiedergeburt der Staatlichkeit Israels eine Erfüllung der Prophezeiungen über die Wiederversammlung der Söhne Jakobs nach der großen römischen Vertreibung darstellt, dann können wir versuchen in Abhängigkeit von dieser Tatsache die anderen in den betreffenden Prophezeiungen beschrieben Ereignisse zu situieren.
Apostel Paulus gibt eine allgemeine Regel an, dass sowohl die Strafe als auch die Belohnung erst dem Juden und dann dem Griechen zuteil werden (Rö 2:9-10): „Drangsal und Angst über die Seele jedes Menschen, der das Böse vollbringt, sowohl des Juden zuerst als auch des Griechen; Herrlichkeit aber und Ehre und Frieden jedem, der das Gute wirkt, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen.” Wir nehmen an, dass der „Grieche” hier ein Repräsentant aller Völker ist. Das bedeutet, dass die Prozesse die im Volk Israel verlaufen, als Vorhersage ähnlicher Ereignisse für die ganze Menschheit betrachtet werden können. Israel ist eine Art Göttliches Laboratorium, in dem Technologien entwickelt werden, die für die Vervollkommnung der ganzen Welt nötig sind.
Diese allgemeine Regel unter Betracht ziehend, versuchen wir uns einige Beispiele von Prophezeiungen anzusehen, welche die Wiedergeburt Israels auf dem Hintergrund anderer Ereignisse von Weltausmaß darstellen.
Jesaja 27:12 „Und an jenem Tag wird es geschehen, da wird der HERR rächen [oder: Ähren ausklopfen oder sammeln] vom Bett [oder: Strom] des Flusses [oder: Euphrat] an bis zum Bach Ägyptens, und ihr werdet zusammengelesen werden, einer nach dem andern, ihr Söhne Israel.”
Wenn man die Unterschiede in den verschiedenen Übersetzungen vernachlässigt (das „Ausklopfen der Ähren” ist eine grammatisch schwach nachgewiesene Übersetzung), kann man aus diesem Vers die Folgerung ziehen, dass das Versammeln Israels in einem Zeitraum eines Göttlichen „Ausklopfens” stattfinden wird. Es ist schwer zu sagen, auf wen sich der erste Teil des Verses bezieht – auf die Völker oder auf die Israeliten, insbesondere die zwischen Assyrien und Ägypten wohnenden. Die Logik dieser Aussage suggeriert jedoch, das hier die Rede ist von einem allgemeinen „Ausklopfen” der gesamten zivilisierten Welt, welche sich nach dem damaligen Verständnis zwischen dem Zweistromland und dem Nil befand. Im Laufe dieses „Ausklopfens” sollten die Israeliten „einer nach dem anderen” zusammengelesen werden.
Assyrien und Ägypten stellen außer ihrer historischen Bedeutung auch die Symbolischen Begriffe gewisser Zivilisatorischer Ordnungen dar, deren Aufeinandertreffen in der Geschichte eine Quelle vieler Kriege und Konflikte war. Unter anderem waren die beiden blutigen Weltkriege des 20. Jahrhunderts ein Ergebnis der Konfrontation zweier solcher Systeme. Die Totalitären Systeme der Nazis und Kommunisten ähneln in ihrem Charakter der Ägyptischen Staatsform, die Parlamentarischen Demokratien dagegen knüpfen an die aus Babylon stammenden Traditionen an, welche über Griechenland und Rom zu uns gelangt sind. Die nationale Wiedergeburt Israels genau in dieser Zeit des großen Kriegswirrens in der Welt kann eine Erfüllung dieser Prophezeiung darstellen, und gleichzeitig die Information liefern, dass jene schrecklichen Ereignisse ein von Gott geplantes, konstruktives Ziel hatten – das Sammeln einer gewissen Frucht.
Sacharia 10:10-11 „Und ich lasse sie zurückkehren aus dem Land Ägypten, und aus Assur sammle ich sie und bringe sie in das Land Gilead und auf den Libanon, (...) Und der Hochmut Assurs wird gestürzt, und das Zepter Ägyptens muß weichen.”
Eine ähnliche Symbolik benutzend, fügt der Prophet Sacharia zur obigen Prophezeiung die Information hinzu, dass jene Systeme, nach der Versammlung des in Ägypten und in Assyrien verstreuten Volkes Israel, erniedrigt und ihrer Macht beraubt werden. Wenn wir den Verlauf der Weltereignisse betrachten, müssen wir feststellen, dass es sowohl der geistigen „ägyptischen” Zivilisation, die zur Zeit durch die teokratischen muslimischen Länder repräsentiert wird, als auch der „babylonischen” Demokratie relativ gut geht, dass sie hochmütig sind und die Welt regieren. Möglicherweise geht es in der Prophezeiung also um eine weitere, zukünftige Etappe der Versammlung Israels nach Gilead und Libanon oder es ist eine Feststellung der Reihenfolge ohne zeitliche Nähe. Wir sind davon überzeugt, denn viele Prophezeiungen sprechen davon, dass schließlich sowohl Ägypten als auch Assyrien erniedrigt werden und ihre Macht verlieren.
Jesaja 11:12-14 „Und er wird den Nationen ein Feldzeichen aufrichten und die Vertriebenen Israels zusammenbringen, und die Verstreuten Judas wird er sammeln von den vier Enden der Erde. (...) Und sie werden nach Westen auf die Berglehne der Philister fliegen. Miteinander werden sie die Söhne des Ostens ausplündern. Edom und Moab werden ihre Hand greifen.”
Diese Prophezeiung bezeugt, dass es auch nach der Versammlung Israels Kriege geben wird, bis zur vollkommenen Einsetzung des Göttlichen Friedensweges auf der Erde (vgl. Mi 5:5-9). Davon überzeugt uns eine andere Aussage von Jesaja, der ankündigt, dass das Land Juda in einer gewissen Zeit eine Bedrohung für Ägypten darstellen wird, bis das bestrafte und geheilte Ägypten zusammen mit Assyrien Empfänger göttlicher Segnungen sein wird (Jes 19:17,22): „Und das Land Juda wird für Ägypten zum Schrecken werden. (...) Und der HERR wird die Ägypter schlagen, schlagen und heilen. Und sie werden sich zum HERRN wenden, und er wird sich von ihnen erbitten lassen und sie heilen.” Somit wundern wir uns nicht über den aktuellen Zustand der Kriegsbedrohung in Israel und seiner Umgebung. Diese Ereignisse wurden in den Prophezeiungen einkalkuliert. Wir verstehen jedoch, dass als Folge dieser Göttlichen Prüfung der Friede Gottes in Israel und in der ganzen Welt „von Assyrien bis Ägypten” eingesetzt werden wird.
Jesaja 43:5-10 „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir! Vom [Sonnen]aufgang her werde ich deine Nachkommen bringen, und vom [Sonnen]untergang her werde ich dich sammeln. Ich werde zum Norden sagen: Gib her! und zum Süden: Halte nicht zurück! Bring meine Söhne von fernher und meine Töchter vom Ende der Erde (...) Alle Nationen sind miteinander versammelt, und die Völkerschaften sind zusammengekommen! (...) Ihr [Israel] seid meine Zeugen, spricht der HERR...”
Die Versammlung Israels hat das große Ziel vor allen Völkern von der Größe des Herrn zu zeugen, welcher versprach und sein Wort gehalten hat. Es gibt in der Geschichte kein Beispiel, dass ein Volk über zweitausend Jahre verstreut lebte, und trotzdem seine Identität bewahrt hat und nach so langer Zeit, entgegen aller politischen Logik, in sein Land zurückgekehrt ist. Dieses Wunder beweist nicht nur die Existenz Gottes und Sein Interesse an den Geschehen der Welt, sondern bestätigt auch die Echtheit der biblischen Worte. Wenn diese Prophezeiung in Erfüllung gegangen ist, dann werden sich auch die anderen erfüllen. Heute erkennen im Werk der Wiederversammlung Israels nur noch wenige Menschen die Größe Gottes, aber die Prophezeiung verspricht ebenfalls, dass mit Sicherheit irgendwann alle davon überzeugt werden. Vielleicht sollten wir mehr tun um dieses Wunder zu verkünden und vor allen Völkern zu bezeugen, dass Gott treu ist, der, wie er versprochen hat, Israel zum Erbe Abrahams zurückführte.
Hesekiel 37:21-28 „Siehe, ich nehme die Söhne Israel aus den Nationen heraus, wohin sie gezogen sind, und ich sammle sie von allen Seiten und bringe sie in ihr Land. (...) Und mein Knecht David wird König über sie sein, (...) Und sie werden in dem Land wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe (...) Und ich schließe mit ihnen einen Bund des Friedens, ein ewiger Bund wird es mit ihnen sein; den gebe ich ihnen und lasse sie zahlreich werden und setze mein Heiligtum in ihre Mitte für ewig. (...) Und die Nationen werden erkennen, daß ich der HERR bin, der Israel heiligt, wenn mein Heiligtum für ewig in ihrer Mitte ist.”
Die gesamte Prophezeiung über das Beleben trockener Knochen aus Hes. 37, stellt eine wunderbare Beschreibung des nationalen Wiedergeburtsprozesses Israels dar, und nicht, wie manchmal falsch interpretiert wird, der Auferstehung aller Menschen (s. Hes 37:11). Am Ende sind auch einige Ereignisse beschrieben, die für die Völker bemerkbar werden und ihnen ihren Glauben an die Größe Gottes wiedergeben. Diese Ereignisse werden sein: (1) die Einsetzung Davids als König über Israel, wenn der Messias aus dieser Familie durch sein Volk anerkannt wird, (2) die Bundschließung mit Israel, sowie (3) der Wiederaufbau des geistigen Tempels, also die Rückgabe des Status der Gotteswohnung an Israel.
Joel 3:1-2 „Denn siehe, in jenen Tagen und zu jener Zeit, wenn ich das Geschick Judas und Jerusalems wenden werde, dann werde ich alle Nationen versammeln und sie ins Tal Joschafat hinabführen. Und ich werde dort mit ihnen ins Gericht gehen.”
Die Zeit der Wiedergeburt Israels, sowohl in der Bedeutung der Rückkehr in das Land, als auch der geistigen Bekehrung, wird gleichzeitig eine Ankündigung der Versammlung aller Völker in das symbolische Tal Joschafats sein, wo die endgültige Abrechnung Gottes mit den Feinden seiner Freunde stattfinden wird. Bedrohlich klingt diese Prophezeiung, aber sie endet mit wunderbaren Versprechen von Segnungen, die vom Berg Zion kommen (Joel 4:18): „Und es wird geschehen an jenem Tag, da werden die Berge triefen von Most und die Hügel überfließen von Milch, und alle Bäche Judas werden strömen [,voll] von Wasser. Und eine Quelle wird aus dem Haus des HERRN hervorbrechen und das Tal Schittim bewässern.”
Auch die berühmte Prophezeiung über das Eindringen Gogs steht fest in Verbindung mit der Wiederversammlung Israels.
Hes 38:8 „Am Ende der Jahre sollst du in ein Land kommen, das vom Schwert wiederhergestellt, das aus vielen Völkern gesammelt ist, auf die Berge Israels, die für lange Zeit zur Trümmerstätte geworden waren; das ist aus den Völkern herausgeführt worden, und sie wohnen in Sicherheit allesamt.”
Das Volk musste gesammelt werden, es musste seine wirtschaftliche Position wiederaufbauen, um ein Objekt der Begierde und Aggression der Völker des „Nordens” werden zu können. Den so wachsenden Zustand der Ungeduld der internationalen Gesellschaft gegenüber der Position Israels beobachten wir schon seit vielen Jahren. Laut einer aktuellen Studie der BBC ist Israel neben dem Iran das am wenigsten gemochte Land der Welt. Ganze 56% der 28 Tausend befragten aus 27 Ländern sagten, dass Israel einen schlechten Einfluss auf das Weltgeschehen hat (Quelle: NAI). Wir glauben, dass die Radikalisierung dieser Stimmungen, in Verbindung mit dem geistigen Wachstum Israels und der damit verbundenen Segnung Gottes, schließlich zur Invasion des symbolischen Gog führen wird, dessen Armee die Macht Gottes auf eigener Haut zu spüren bekommt. Vielleicht wird erst dieses Zeugnis ein überzeugenderes Zeichen für die ungläubigen Völker sein.
Röm 11:15 „Denn wenn ihre [Israels] Verwerfung die Versöhnung der Welt ist, was wird die Annahme anders sein als Leben aus den Toten?”
Wenn der Prozess der materiellen und geistigen Wiedergeburt Israels schließlich beendet wird mit der feierlichen Rückkehr dieses Volkes zum Schoß der Göttlichen Gnade, wird für die ganze Welt die Auferstehung beginnen können. Das heißt, dass wir, wenn wir die Fortschritte Israels in dem Werk der Rückkehr zur nationalen Ehre und zur Verbundenheit mit dem Gott ihrer Väter beobachten, gleichzeitig die Zeit messen, die uns von dem Moment des freudigen Wiedersehens mit denen die uns der Tod weggenommen hat trennt. Es scheint, dass nur das Beobachten jener Prozesse nicht die einzige mögliche Einstellung eines Christen ist. Er sollte sich auch in die Realisation des Göttlichen Vorhabens engagieren, mit seinen Emotionen, Gebeten und Taten. Es ist klar, dass wir die richtige Göttliche Zeit selbst mit unseren Ehrgeizigsten Versuchen nicht beschleunigen können. Integrieren wir uns jedoch in das wunderbare Werk der großen geistigen Belebung Israels, seiner Tröstung und Festigung in der Überzeugung der göttlichen Nähe, sowie der Bezeugung des Wunders der Wiederbelebung der trockenen Knochen Israels vor allen Völkern, zeigen wir einen Glauben, der jedoch ohne Taten nicht lebendig ist.
Diese Beispiele zeigen, auf welche Art und Weise man versuchen kann viele andere Prophezeiungen zu analysieren, die direkt oder indirekt über die materielle und geistige Wiedergeburt Israels sprechen. Das Wissen, das aus einem solchen Studium fließt, erlaubt uns nicht nur die Göttliche Wirklichkeit besser zu verstehen, sondern auch die nötige Wachsamkeit zu behalten, um nicht zwischen jene zu gelangen, die das Wetter und politische oder wirtschaftliche Trends voraussagen konnten, aber das wichtigste Ereignis in der Weltgeschichte verpasst haben – die Einsetzung des Reiches Gottes auf der Erde, dessen Anfang und sichtbares Zeichen Israel ist.
„Ihr aber, Brüder, seid nicht in Finsternis, daß euch der Tag wie ein Dieb ergreife. (...) Also laßt uns (...) wachen und nüchtern sein.” (1 Thes 5:4-6)
Daniel Kaleta
11. Nisan 5767, am Jahrestag der Predigt auf dem Ölberg
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