Manheim, 12.03.95

Der zweite Tempel von Jerusalem

Der Tempel von Jerusalem, nach dem Ende der 70-jährigen babilonischen Gefangenschaft erbaut, war das dritte und letzte Sanktuarium des israelischen Volkes. Es war eigentlich der Wiederaufbau des Salomotempels und darum wurde er „der zweite Tempel” genannt. Der zweite Tempel, unter Aufsicht von Serubbabel und Jeschua gebaut, unterschied sich in vieler Hinsicht von den vorhergehenden.

Die Stiftshütte erhob sich in der Wüste unter den Umständen einer völligen Unabhängigkeit des israelischen Volkes, das in damaliger Zeit sowohl von den äußeren wie auch der inneren Problemen frei war. Der Salomotempel spiegelte die politische Macht des Staates von David und seinem Sohn wider. Dagegen entstand der zweite Tempel in der Atmosphäre einer völligen politischen Abhängigkeit Jerusalems von seinen persischen Herrschern.

Auslöser des Baus der ersten beiden Sanktuarien waren prominente Männer von Israel: Moses und David, natürlich durch Gottes Macht inspiriert. Der zweite Tempel entstand von der Inspiration eines Heidens Kyrus: „So spricht Kyrus, der König von Persien: Alle Königreiche der Erde hat der Herr, der Gott des Himmels, mir gegeben. Nun hat er selbst mir den Auftrag gegeben, ihm in Jerusalem, das in Juda ist, ein Haus zu bauen” – Esr. 1:2. Diese Tatsache unterstützt der Prophet Jesaja, der viele Jahre vor diesen Ereignissen schrieb: „... der von Kyrus spricht: Mein Hirte, er wird alles ausführen, was mir gefällt, indem er von Jerusalem sagen wird: Es werde aufgebaut, und der Grundstein des Tempels werde gelegt!” – Isaj. 44:28. Vielleicht sollten wir also den zweiten Tempel eher mit dem Namen Kyrus als Serubbabel benennen.

Die ersten zwei Sanktuarien entstanden in einer relativ kurzen Zeit. Man hat auch ohne Pausen daran gearbeitet. Die Stiftshütte wurde schon in der Zeit von wenigen Monaten konstruiert. Salomo hat sieben Jahre gebraucht, um seinen wundervollen Bau zu erheben. Von dem Anlegen des Fundamentes des zweiten Tempels bis zur Vollendung der Bauarbeiten vergingen etwa zwanzig Jahre. Gleich am Anfang ergaben sich politische Schwierigkeiten, die das Aufgeben der Bauarbeiten für die Zeitspanne von dem ersten Regierungsjahr des Ahasveros-Kambyses, des Thronfolgers Kyrus, bis zum zweiten Regierungsjahr des Darius, verursachten. Dann hat man in vier Jahren den Tempel erbaut und er wurde am 3 Tag des Monats Adar, kurz vor dem Passahfest im sechsten Regierungsjahr des persischen Königs Darius, eingeweiht. Dieses fiel, nach der Rechnung der Historiker, auf das Jahr 515 v. Chr.

Am wichtigsten ist jedoch die Tatsache, daß sich im zweiten Tempel – im Gegenteil zum Salomotempel und zur Stiftshütte – keine Bundeslade befand, die ein Zeichen der Anwesenheit Gottes unter dem israelischen Volk bedeutete. Einige Überlieferungen bezeugen es. Erstens – das Apokryphe, 2 Machabäische Buch berichtet, indem es sich auf die Tagebücher von Nehemias beruft, daß Jeremia die Bundeslade, das Zelt und das Weihrauchaltar in der Felsenhöhle auf dem Berg, auf welchem Moses gestorben ist, versteckt hat. Die Begleiter des Propheten haben den Weg nicht gekennzeichnet, deswegen wurden diese heiligen Gegenstände nicht wiedergefunden. Die jüdischen Historiker beschreiben auch ein bedeutend späteres Ereignis, nämlich den Einbruch in den Tempel durch den römischen Gesandten Pompejus während des Krieges, den die Römer mit den letzten Nachkommen des Juda Machabäer in den Jahren 65-63 vor Chr. führten. Heinrich Graetz schreibt in der „Geschichte der Juden”: „Pompejus brach bei dieser Gelegenheit in das Innere des Tempels ein, um seine Neugierde betreffend des jüdischen Kultes zu stillen, über welchen unter den Heiden äußerst kontroverse Gerüchte herumgingen. Der siegreiche Römer war vollkommen erstaunt, als er im Tempel weder einen Eselkopf noch ein Bild Gottes fand”. Zitatende. Die Bundeslade mit den goldenen Cherubinen wäre der Aufmerksamkeit des Führers sicherlich nicht entgangen. Darüber hinaus stellt das Flachrelief auf dem Triumphbogen von Titus den Leuchter und nicht die Bundeslade als höchste Trophäe vom 70 n. Chr besiegten Jerusalem dar.

So war also der zweite Tempel ein Gebetshaus, das durch die Anwesenheit Gottes nicht geheiligt wurde. Auf diese Weise erfüllte sich die Prophezeiung von Jeremia: „dann will ich mit diesem Haus wie mit Silo verfahren”. Die Bundeslade befand sich in der Zeit der Richter in der Stiftshütte in Silo. Durch die Söhne von Heli ungesetzlich fortgetragen, kam sie nie wieder auf ihren ursprünglichen Platz und nach Jahren befand sie sich dann in Jerusalem. Ähnlich erging es dem Salomotempel. Die Bundeslade der Anwesenheit Gottes kam nicht zurück und wird wahrscheinlich nie auf den Berg Moria zurückkommen. Über die weitere Geschichte der Bundeslade kann man in der Offenbarung lesen: „Und der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempel gesehen.” Hier handelt es sich natürlich um den geistigen Tempel, die himmlische Kirche, welche sich im Neuen Jerusalem befinden wird.

Obwohl die Bundeslade fehlte, kann man nicht sagen, daß der zweite Tempel seine Funktion gar nicht erfüllte. Eine große Bedeutung behielt nämlich das Brandopferaltar, welches sich im Vorhof befand. Gott erkannte immer noch die Wichtigkeit dieser Opfer, was der Engel im Gespräch mit Daniel bestätigte. Er übermittelte dem Mann Gottes die Nachricht, daß der Stillstand der Opferbringung auf die zweite Hälfte der letzten Gnadenwoche, dreieinhalb Jahre nach der Salbung des Messias fallen wird und mit der Zerstörung des Zweiten Tempels verbunden sein wird: „...und zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Speiseopfer aufhören lassen. Und auf dem Flügel von Greueln kommt ein Verwüster”- Dan. 9:27. Es fand 70 n. Chr., etwa nach einem 600- jährigen Bestehen des Gotteshauses von Jerusalem statt, als die Armeen von Titus den von Herodes neu umgebauten Tempel zerstörten. So endete ein sehr wichtiger Abschnitt in der Geschichte der Juden – die Zeit des Zweiten Tempels.

Die zwei prominentesten Personen, mit der Geschichte des Wiederaufbaus des Gotteshauses zusammenhängend, waren Serubbabel und Jeschua. In den Adern von Serubbabel, welcher Nachkomme des König Jehonias war, floß königliches Blut des Stammes Davids. Jeschua, Sohn von Jozadak war wiederum ein Priester von Aaron aus dem Stamm Sadoks (1 Chr. 6: 15). Neben ihnen waren zwei Propheten tätig – Haggai und Sacharja, die beide Männer als Thronbewerber des wiedergeborenen Jerusalems ansahen. Zuerst schrieb Haggai über Serubbabel: „An jenem Tag, spricht der Herr der Heerscharen, werde ich dich nehmen, Serubbabel, Sohn des Schealtiel, mein Knecht, spricht der Herr, und werde dich einem Siegelring gleich machen; denn ich habe dich erwählt, spricht der Herr der Heerscharen”- Hag. 2:23. Dann prophezeite jedoch Sacharja über den Priester Jeschua: „Und nimm Silber und Gold und mach eine Krone! Und setze sie auf das Haupt des Hohenpriesters Joschua, des Sohnes Jozadaks! ...Ja, er wird den Tempel des Herrn bauen, und er wird Hoheit tragen und wird auf seinem Thron sitzen und herrschen. Auch wird ein Priester auf seinem Thron sein; und der Rat des Friedens wird zwischen ihnen beiden sein.” – Sach. 6:11,13. Die jüdischen Historiker berichten sogar, daß diese Prophezeiungen die beiden Führer dermaßen verfeindeten, daß Serubbabel das Land verließ und später keine Rolle mehr spielte, bis auf die Tatsache, daß er einen Sohn zeugte, dessen Nachkomme – Josef 14 Generationen später der irdische Pfleger von Messias werden sollte, welcher denselben Namen wie der Priester Joschua trug. Nachkomme des priesterlichen Stammes Jehojaribes – Juda Machabäer sollte in der Tat auf dem Thron in Jerusalem sitzen und versuchen, die Prophezeiung über den herrschenden Priester vorzeitig zu erfüllen.

Die symbolische Bedeutung des Zweiten Tempels

Die Umstände des Baus des Zweiten Tempels beweisen, daß seine symbolische Bedeutung sich von der Bedeutung der Stiftshütte und des Salomotempels unterscheiden muß. Erinnern wir uns noch mal an die meist charakteristischen Elemente: Der Tempel entstand auf Befehl des Heidens Kyrus in einem Jerusalem, das politisch dem persischen Reich unterlegen war. Mit dem Bau des Tempels hingen viele Schwierigkeiten zusammen und man beendete ihn nicht mit dem Hineintragen der Bundeslade der Anwesenheit Gottes in das Heilige.

Eines der meist charakteristischen Prophezeiungen, welches die Rolle beschreibt, die Gott für den zweiten Tempel vorsah, ist im Buch Haggai beschrieben. Der Prophet äußerte diese Worte am letzten Tag des Laubhüttenfestes im zweiten Jahr der Herrschaft Darius'. Weniger als ein Monat früher beschlossen die Juden, das abgebrochene Werk des Wiederaufbaus des Tempels fortzusetzen, die Arbeiten waren jedoch von vielen Unsicherheiten begleitet. Einige sagten, daß man dieses Gebäude nie wieder in die alte wunderbare Form bringen wird, andere fürchteten um die Reaktion der persischen Regierung und um eine erneute Beschuldigung des politischen Anschlags. Viele zogen es vor, theologische Dispute über die Zeit des Wiederaufbaus des Tempels in den getäfelten Häusern zu führen, als sich an die Arbeit zu machen. In dieser Situation sagte der Prophet die berühmten Worte:

„Denn so spricht der HERR der Heerscharen: Noch einmal – wenig [Zeit] ist es [noch] – und ich werde den Himmel und die Erde und das Meer und das Trockene erschüttern. Dann werde ich alle Nationen erschüttern, und die Kostbarkeiten aller Nationen werden kommen, und ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen, spricht der HERR der Heerscharen. Mein ist das Silber und mein das Gold, spricht der HERR der Heerscharen. Größer wird die Herrlichkeit dieses künftigen Hauses sein als die des früheren, spricht der HERR der Heerscharen, und an diesem Ort will ich Frieden geben, spricht der HERR der Heerscharen” – Hag 2:6-9.

Das versprochene Erfüllen des Hauses mit Herrlichkeit erfolgte im Falle des unter der Herrschaft Darius' geweihten Tempels nicht und die Herrlichkeit des Zweiten Tempels übertraf nicht den Ruhm des ersten Tempels. Daraus ergibt sich eine einfache Folge: diese Worte haben eine symbolische Bedeutung und betreffen der Endzeit. Vers 7 wird verschieden übersetzt und interpretiert. Aus den meisten modernen Übersetzungen folgt, daß das von Serubbabel erhobene Haus mit den Kostbarkeiten aller von Gott erschütterten Nationen erfüllt wird. Andere Übersetzungen deuten darauf hin, daß die Erwartungen und Sehnsüchte der Nationen erfüllt werden. Diejenigen, welche über das Kommen des Ersehnten oder das Kommen der Nationen zum Ersehnten, also mit Sicherheit über Messias, sprechen, sollte man als unbegründet betrachten, da der Plural des Verbs „boh”- sie werden kommen bedeutet. Das Wort „chemdah”, mit Kostbarkeiten übersetzt, bedeutet einen begehrten Gegenstand und wird in diesem Sinn tatsächlich manchmal als eine Bezeichnung für Schmuck und andere wertvolle Sachen benutzt.

Dieser Vers wird im Hebräerbrief (12:26-27) zitiert, wo Erschütterung als Zerstörung interpretiert wird. In dieser Situation wäre es schwieriger zu verstehen, in welcher Weise die zerstörten Nationen Kostbarkeiten in den Tempel bringen sollten. Meist überzeugend scheint jedoch die Ansicht, daß in diesem Vers über das endgültige Realisieren der Wünsche und Träume der Nationen, über eine gerechte Welt ohne Kriege, Ausnutzung und Verbrechen gesprochen wird. Diese „Heiden Trost”, in der Gestalt des Königreiches Gottes soll im Winde eines allgemeinen Unwetters kommen. Nach den Worten Daniels soll das Neue Königreich auf den Trümmern der alten Königreiche „dieser” Welt erhoben werden. Ähnliche Gedanken äußert Bruder Russel, der zum Beispiel im I. Band schreibt:

„Ermüdet und verzagt über das Fehlschlagen ihrer Versuche und erkennend, daß auch ihr letzter Versuch in Anarchie ausging, werden die Menschen die himmlische Autorität freudig willkommen heißen, vor ihr sich beugen und ihre starke und gerechte Regierung anerkennen. So wird des Menschen Verlegenheit Gottes Gelegenheit, und „das Ersehnte aller Nationen wird kommen” – das Königreich Gottes in großer Macht und Herrlichkeit – Hag. 2:8.” – I Band, s. 294-295.

Die aus der Prophezeiung Haggai zitierten Verse stellen also die folgende Reihenfolge der mit dem Weihen des symbolischen Zweiten Tempels verbundenen Ereignisse vor: (1) Erschüttern der Welt, (2) Errichten des Königreiches Gottes und (3) Erfüllen des Zweiten Tempels mit Herrlichkeit. Bei dieser Reihenfolge ist der Platz des Errichten des Königreiches vor der Weihung des zweiten Tempels sehr erstaunlich. Die Offenbarung stellt die Reihenfolge dieser Ereignisse anders auf. In den Kapiteln 16-20 lesen wir, daß zuerst (1) das Erfüllen des Tempels mit Herrlichkeit erfolgt – 15:8, dann (2) das Erschüttern der Welt – 16:1-19:21, und zuletzt (3) das Errichten des Königreiches – 20:4-6. Aus dieser Verbindung kann man die Folge ziehen, daß das Königreich Christi und Gottes zwei Tempel haben wird. Der erste – Kirche des Leibes Christi – wird vor den schrecklichen Ereignissen des Drangsales geweiht. Der Zweite wiederum wird nach Haggai erst nach dem Drangsal und dem Errichten des Königreiches Christi mit Herrlichkeit erfüllt. Wer oder was wird zum Zweiten Tempel des ersehnten Königreiches?

Der Prophet Jeremia schreibt: „In jener Zeit wird man Jerusalem den Thron des HERRN nennen, und alle Nationen werden sich zu ihr versammeln wegen des Namens des HERRN in Jerusalem” – Jer 3:17.

Das zukünftige Jerusalem wird der Thron Gottes, ein Sitz seines Namens sein. Thron und Name sind Attribute des Tempels. Es bedeutet, daß der leibliche Israel in einem gewissen Sinn auch ein Haus Gottes sein wird. Es wird natürlich ein zu Gott und Christus bekehrtes Jerusalem sein, welcher durch sein System die Ideen der irdischen Phase des Königreiches verwirklichen wird. Anders ausgedrückt: in diesem Land wird ein Beispiel für die Realisierung des erwünschten Systems der Freude und der Gerechtigkeit gezeigt.

Das auf diese Weise verstandene Gottes Haus sollte aus der Initiative der Menschen, welche nicht zum Kreis des Gottesvolkes gehören, entstehen. Die Wiedergeburt der Nation und des Staates verdanken die Juden vor allem dem unsichtbaren Erzengel Michael, er wirkte aber durch Menschen, die oft nicht einmal gläubig waren, es kam sogar vor, daß sie nicht mal der erwählten Nation angehörten. Dieses Haus Gottes entstand unter den Umständen einer politischen Abhängigkeit von den Herrschern dieser Welt, wie auch von dem immer aktiven Fürst der Finsternis. Der Wiederaufbau der nationalen Unabhängigkeit der Juden stieß von Anfang an auf Schwierigkeiten. Die Juden müssen sich bis heute gegen den berechtigten Vorwurf wehren, daß sie das Ziel, für welches sie aus den nördlichen Teilen der Erde hinausgeführt wurden, nicht verfolgen, daß sie eine Festung anstatt eines Hauses Gottes erheben. Es wird jedoch ein Moment des Nachdenkens kommen, der es den Juden erlauben wird, die kurzzeitige Vernachlässigung abzuschütteln und durch die auferstandenen Propheten ermahnt, werden sie sich wieder eifrig dem Bau des Vorbildes eines Königreiches Gottes auf der Erde zuwenden. Das auf diese Weise entstandene Haus wird mit Herrlichkeit erfüllt und wird durch seine Berühmtheit den Salomotempel übertreffen, es wird sich in ihm jedoch keine Bundeslade der Anwesenheit Gottes befinden. Laßt uns noch ein mal die Worte des Propheten Jeremia lesen: „Und es wird geschehen, wenn ihr euch im Land vermehrt und fruchtbar seid in jenen Tagen, spricht der HERR, wird man nicht mehr sagen: `Die Bundeslade des HERRN; und sie wird keinem mehr in den Sinn kommen, und man wird nicht mehr an sie denken noch sie suchen, und sie wird nicht wiederhergestellt werden” – Jer. 3:16. Die Anwesenheit Gottes wird für immer in den himmlischen Tempel der Kirche des Leibes Christi übersiedeln.

Der Prophet Haggai schreibt noch, daß am Ort der Entstehung des zweiten Tempels den Nationen der erwünschte Frieden gegeben wird. Das wiedergeborene Jerusalem wird endlich zur Stätte des Friedens und deswegen „werden in jenen Tagen zehn Männer aus Nationen mit ganz verschiedenen Sprachen zugreifen, ja, sie werden den Rockzipfel eines jüdischen Mannes ergreifen und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, daß Gott mit euch ist”, schreibt der Prophet Sacharja 8:23

So bedeutet also der nach der babilonischen Gefangenschaft in Jerusalem erhobene Zweite Tempel das irdische System des Königreiches Gottes, welches im bekehrten Rest von Israel erst nach den schrecklichen Ereignissen Armageddons verkörpert und geweiht wird. Die Fundamente dieses Baus wurden schon im XIX. Jahrhundert erhoben, als die Juden sich nach vielen Zeitaltern erneut an die Mission des Lehrers, die ihnen von Gott zugeschrieben wurde, erinnerten. Zur Zeit sind wir Zeugen einer langen Periode der Vernachlässigung bei der Fortführung vom Werk des Wiederaufbaus. Wir warten auf eine weitere Botschaft von Haggai, die diese Nation an das Ziel, für welches sie aus den nördlichen Ländern herausgeführt wurden, erinnern wird. Dieses Ziel ist der Bau des Hauses Gottes und nicht der Bau einer Festung. Der symbolische Haggai wird eine moralische Säuberung des israelischen Volkes veranlassen. Dank dieser Säuberung wird dieses Volk ein sauberes Opfer bringen können und wird zum Ansatz des Königreiches Gottes auf der Erde.

Es verbleibt uns nur noch, die folgende Frage zu beantworten: Können wir in irgendeiner Weise dazu beitragen und die Juden dazu bringen, daß sie in Sauberkeit das Werk des Wiederaufbaus des irdischen Hauses Gottes weiterführen? Anders ausgedrückt: Wer erfüllt die Mission von Haggai, welche in seinem Buch, Kap. 2:10-19 beschrieben ist? Auf diese Frage gibt es heutzutage keine eindeutige Antwort, es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß die letzten Mitglieder der Kirche das Privileg der Teilnahme an dieser Botschaft haben werden. Laßt uns also wachen, damit wir diese Gelegenheit nicht verpassen. Amen.

Daniel Kaleta

8