Karlsruhe 13. November 1994

Wer überwindet...

Liebe Geschwister! Die Hoffnung ist eine von drei Sachen, die uns auch dann bleiben, wenn wir alles andere verlieren. Was für ein Wert hätte ein kurzes menschliches Leben ohne Glauben, der durch Hoffnung zur ewigen Liebe, der größten von diesen dreien, führt. Die christliche Hoffnung färbt traurige und graue Tage mit wunderschönen Farben der seligen Zukunft des Königreiches Gottes. Aber nicht nur das. Die einfache, alltägliche Hoffnung macht unser Leben viel leichter. Die Hoffnung, der kluge Optimismus, läßt uns immer denken, daß unser krankes Kind wieder gesund sein wird, daß unserer Freund, der uns verlassen hat, einmal zurückkommt, daß „am Abend Weinen einkehrt, und am Morgen Jubel da ist” (Psalm 30:6).

In Polen sagt man, daß die Hoffnung die Mutter der Dummen ist. Es kann natürlich zutreffen, aber nur dann, wenn unsere Hoffnung ohne richtiges Fundament gebaut ist. Die ewigen Verheißungen der Bibel stellen aber einen festen Grund dar, auf dem wir ruhig eine wahre und kluge Hoffnung bauen können. Wir dürfen natürlich nicht vergessen, daß die Heilige Schrift vor allem Bedingungen bezeichnet, die erfüllt werden müssen, bevor wir die Mitteilhaber der Verheißung sein werden. Trotzdem mögen wir lieber diese Stellen der Bibel, die uns die helle Zukunft und unseren Teil am Königreich Gottes zeigen. Hinter dunklen Wolken möchten wir lieber die verborgene Sonne sehen, als das kommende Gewitter der Trübsal. Die grauen Wolken der Rache Gottes haben ja immer silbernen Rand, und daran möchten wir so oft wie möglich denken, und auch jetzt in dieser Stunde.

Wir finden in unseren Bibeln sehr viele schöne Verheißungen. Eine von diesen Stellen möchte ich jetzt betrachten, und zwar die Sendschreiben zu den sieben Gemeinden in Asien. Den Inhalt dieser Briefe finden wir in Offenbarung, in den Kapiteln 2 und 3. Jetzt interessieren uns aber nur die Verheißungen, die unsere fröhliche Hoffnung richtig zu erbauen helfen. Laßt uns den Text lesen. Wir werden es aber in einer besonderen Weise tun, wir lesen nämlich nur die Titel und die Verheißungen, die am Ende aller sieben Sendschreiben zu finden sind.

1. „Dem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: ... Wer überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, welcher in dem Paradies Gottes ist”.

2. „Und dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: ... Wer überwindet, wird keinen Schaden erleiden von dem zweiten Tod”.

3. „Und dem Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe: ... Wer überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben; und ich werde ihm einen weißen Stein geben und, auf den Stein geschrieben, einen neuen Namen, den niemand kennt, als wer ihn empfängt”.

4. „Und dem Engel der Gemeinde in Thyatira schreibe: ... Wer überwindet, ... dem werde ich Macht über die Nationen geben; und er wird sie hüten mit eisernem Stab, wie Töpfergefäße zerschmettert werden, wie auch ich von meinem Vater empfangen habe; und ich werde ihm den Morgenstern geben”.

5. „Und dem Engel der Gemeinde in Sardes schreibe: ... Wer überwindet, der wird so mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen aus dem Buch des Lebens nicht auslöschen und seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln”.

6. „Und dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: ... Wer überwindet, den werde ich im Tempel meines Gottes zu einer Säule machen, und er wird nie mehr hinausgehen; und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen”.

7. „Und dem Engel der Gemeinde in Laodicea schreibe: ... Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe”.

Wiederholen wir einmal in Kürze den Inhalt der sieben Verheißungen: (1) Der Baum des Lebens im Paradies Gottes; (2) Der Sieg über den zweiten Tod; (3)Das verborgene Manna und ein weißer Stein mit einem neuen Namen; (4) Die Macht über die Nationen und der Morgenstern; (5) Das weiße Kleid und die Bekenntnis des Namens; (6) Die Säule im Tempel Gottes mit drei Namen: des Gottes, neuen Jerusalems und Christi; und schließlich (7) Der Platz auf dem Thron der Herrlichkeit Christi. So gut können wir belohnt werden, wenn wir bis zum Tod treu bleiben.

Wir alle kennen wahrscheinlich sehr gut die gewöhnliche Interpretation des von uns gelesenen Teiles der Offenbarung. Die sieben Gemeinden in Asien stellen die sieben Perioden der Kirche dar. Wenn wir aber diese Schriftstelle mit Zeitepochen verbinden, erscheint die natürliche Frage: Ist es mit diesen sieben Belohnungen so, daß jede nur eine Epoche der Entwicklung der Kirche betrifft? Wäre es möglich, daß die Überwinder der Laodicea-Periode mit Jesus auf dem Thron sitzen werden aber keine Macht über die Nationen haben werden, weil die Epoche des Thyatira schon lange vorbei ist? Das wäre natürlich schwer, diese Schriftstele so zu verstehen. Wenn also die sieben Epochen der Kirche in Wirklichkeit das ganze Körper Christi darstellen, so können wir auch annehmen, daß die sieben Verheißungen für die sieben Perioden der Kirche in Wirklichkeit eine große, herrliche Belohnung für jeden Sieger in Christo im Laufe des ganzes Evangeliumszeitalters bezeichnen. Das heißt: alle Miterben der großen Pracht des Reiches der Himmel werden gleichzeitig von dem Baum des Lebens essen, sie bekommen die verborgene Manna, den weißen Stein und das Kleid, die Macht über die Nationen, den Morgenstern und alles, was noch in der gelesenen Bibelstelle zu finden ist.

Der Preis ist jedoch außergewöhnlich. Was die persönliche Herrlichkeit der Sieger betrifft, lesen wir „nur” vom Sieg über den zweiten Tod und von der Anerkennung des Namens des Überwinders. Das ewige Leben ist natürlich eine große Pracht, aber alle anderen Teilnehmer des Königreiches bekommen es auch. Sonst haben wir noch Stein, Manna, Kleid oder Säule. Die Macht und die Herrschaft können natürlich als Belohnung verstanden werden, vor allem aber bedeuten sie Dienst und große Arbeit. Was für eine Bedeutung haben also alle Verheißungen für die Überwinder des Evangeliumszeitalters? Laßt es uns jetzt ein bißchen genauer betrachten, um unsere christliche Hoffnung richtig aufzuerbauen.

Der Baum des Lebens

„Wer überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, welcher in dem Paradies Gottes ist”.

Wir kennen die Geschichte des Baumes des Lebens im Paradies Gottes, die sich im Garten Eden ereignete, sehr gut. Adam durfte davon essen, so lange er keine Frucht von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen gegessen hat. Sobald Adam aber gesündigt hat, hat Gott ihn aus dem Paradies vertrieben, und ohne Zugang zum Baum des Lebens mußte der erste Mensch sterben. Seit jener Zeit, war die größte Sehnsucht der Menschen, wieder von diesem Baum essen zu können. Aber die zwei mächtigen Cherubim mit flammenden Schwerten haben den Weg zum Paradies bewacht. Diese Sehnsucht hat sich im Jüdischen Zeitalter in der Form der Stiftshütte verkörpert. Da sahen auch die Juden die zwei Cherubim auf dem Vorhang des Vorhofes, auf dem Vorhang des Heiligen und auf der Deckplatte der Bundeslade, die den Weg zur Heiligkeit bewachten. Kein Wunder, daß eine der wichtigsten der Verheißungen für die Menschheit die Wiederherstellung des Paradies Gottes und des Baumes des Lebens. Bei dem Propheten Hesekiel: lesen wir in 47:12:

„An dem Fluß aber, an seinem Ufer, werden auf dieser und auf jener Seite allerlei Bäume wachsen, von denen man ißt, deren Blätter nicht welken und deren Früchte nicht ausgehen werden. Monat für Monat werden sie frische Früchte tragen, denn sein Wasser fließt aus dem Heiligtum hervor; und ihre Früchte werde als Speise dienen und ihre Blätter als Heilmittel”

Von diesem Baum lesen wir auch in der Offenbarung 22:2. Später, in Offenbarung 22:14, erfahren wir aber:
„Glückselig, die ihre Kleider waschen, damit sie ein Anrecht am Baum des Lebens haben und durch die Tore in die Stadt hineingehen”.

Die hier erwähnte Stadt ist das Neue Jerusalem und diejenigen, die durch die Tore in das neue Jerusalem hineingehen stellen alle Leute dar, die dank des Mittleramtes des Christus wieder eine Möglichkeit der Gemeinschaft mit Gott bekommen werden.

Im Paradies Gottes werden sich aber alle befinden, auch der Übeltäter, der mit Jesus gekreuzigt wurde, wie wir in Lukas 23:43 lesen. Die Menschheit wird den Baum des Lebens zuerst für die Heilung von Sünden brauchen aber die Früchte des Baumes werden als Speise gegessen, die das ewige Leben gewährleisten kann. Wer diese Speise nicht ißt, wird auch nicht Leben können.

Nun, was hat das alles mit der Belohnung für die Kirche zu tun? Wir möchten ja kein Leben auf der irdischen Stufe bekommen. Wir streben nach dem „Leben in sich selbst”, nach der göttlichen Natur. Wir wissen auch, daß Bibelforscher meistens meinen, daß der Baum des Lebens in Hesekiel 47:12 und Offenbarung 22:2 die Kirche darstellt, die in Millenium zusammen mit Jesus alle anderen Leute mit ewigem Leben versorgen wird. Wie kann denn die Kirche ein Baum des Lebens sein und gleichzeitig von dem selben Baum essen? Das scheint völlig unmöglich und unlogisch zu sein.

Betrachten wir aber Jesus. Er war ein Mensch, hat aber am Kreuz sein vollkommenes, irdisches Leben als Lösegeld geopfert. Trotzdem nennt ihn Apostel Paulus: „ein Mensch”:

„Denn einer ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus...” – 1 Timotheus 2:5.

Genauso wie Jesus das irdische Leben haben mußte, um etwas zum opfern zu haben, so brauchen auch wir einen Zugang zu dem Baum des Lebens, weil ohne ein vollkommenes irdisches Leben unser Opfer ohne Bedeutung wäre. Jesus war tatsächlich vollkommen. Wir können unsere Vollkommenheit nur durch Ihn und seine Rechtfertigung erreichen. Er ist unser Baum des Lebens. Mit Jesus können wir zwischen zwei Cherubim ins Paradies Gottes ohne Angst eingehen. Er ist unser Weg, er ist unser Tor und unser Vorhang:

„Da wir nun, Brüder, durch das Blut Jesu Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum, den er uns bereitet hat als einen neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang – das ist durch sein Fleisch” – Heb. 10:19-20.

Der Eintritt ins Paradies ist der erste Teil von dem Preis der Kirche. Außergewöhnlich ist, daß diese Belohnung schon jetzt das Unterpfand unseres Erbes sein kann. In Jesu bekommen wir ein Recht des vollkommenen Lebens, um dieses Recht dann sofort zu opfern. Trotzdem werden die Mitglieder der Kirche immer den Titel: „Mensch” tragen, und einzig dieser Titel stellt die Berechtigung zum Richten der Engeln und der ganzen Menschheit dar.

Die Krone des Lebens

„Wer überwindet, wird keinen Schaden erleiden von dem zweiten Tod”.

Menschen, die einen Zutritt zu dem Baum des Lebens haben, können noch immer sterben. Es reicht nicht aus, eine richtige Speise zu haben, man muß diese Speise auch noch essen wollen und dürfen. Ein sehr gutes Beispiel dafür haben wir in Adam. Er war im Paradies, konnte immer Früchte vom Baum des Lebens essen, aber er wollte nicht. Solch eine Einstellung wird leider auch für die Leute im Millenium möglich sein. Nicht alle auferstandenen Leute werden von dem Baum des Lebens essen wollen. Für uns bedeutet es, daß wir nach unserer Weihung immer noch in der Gefahr des Todes sind, und zwar des zweiten Todes. Erst dann, wenn wir bis zum Tod treu bleiben, werden wir den Siegeskranz verdienen. Deswegen ist der Sieg über den zweiten Tod eben der zweite Teil der Belohnung der Kirche.

Das Manna und der Stein mit Namen

„Wer überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben; und ich werde ihm einen weißen Stein geben und, auf den Stein geschrieben, einen neuen Namen, den niemand kennt, als wer ihn empfängt”.

In der Verheißung für die dritte Periode der Kirche lesen wir von dem verborgenen Manna und dem Stein mit unbekanntem Namen. Das Manna kennen wir von der Geschichte Israels. Diese besondere Speise konnte normalerweise nicht bis zum nächsten Tag übriggelassen werden. Nur vor dem Sabbat konnten Israeliten das Manna für den nächsten Tag sammeln. Die einzige Ausnahme war ein Krug mit einem Gomer Manna, den Aaron für die künftigen Generationen in der Bundeslade verborgen hat (2 Mose 16:33). Dieses Manna war immer frisch und gut zum essen, deshalb ist es ein Symbol für Unsterblichkeit und göttliche Natur, d.h. eine Form des Lebens, die unabhängig von anderen Wesen ist. Interessant ist dabei, daß dieser Krug mit Manna sich nicht in Salomos Tempel befunden hat. Wir haben auch keinen Bericht vom Brot des Himmels im Hesekiels Tempel. Wir glauben, daß Salomos Tempel, wie auch Hesekiels Tempel, ein Symbol für das Millenium ist, während die Stiftshütte sinnbildlich das Evangeliumszeitalter darstellt. Es ist also noch ein Beweis dafür, daß Manna ein Symbol für Unsterblichkeit ist, da es im Millenium keine Möglichkeit mehr geben wird, eine solche Form des Lebens zu bekommen.

Der weiße Stein mit neuem Namen ist ein Siegel des Geistes. Es ist für jedes einzelne Mitglied des Körpers Christi ein persönlicher Beweis dafür, daß er ein Überwinder ist. Der Name ist für alle anderen Leute unbekannt. Die Namen von fast allen Siegern des Evangeliumszeitalters sind jetzt schon Gott bekannt. Wir aber können bis heute nicht sicher sein, wer im Himmel ist und wer den Preis verloren hat. Jeder Überwinder kann am Ende des Lebens Apostel Paulus Worte wiederholen: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt; fortan liegt mir bereit der Siegeskranz der Gerechtigkeit, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag” (2 Timotheus 4:8), aber sein Sieg, sein neuer Name ist nur ihm und Gott bekannt. Erst „an jenem Tag” werden alle anderen über seinen Sieg erfahren.

Die drei ersten Verheißungen stellen eine Einheit dar. Diese drei beschreiben die persönliche Herrlichkeit und den Sieg der Überwinder in Christo von der Taufe an bis zum fröhlichen Tag der ersten Auferstehung. Wir werden gleich sehen, daß die nächsten vier Stufen auf die gewaltige Aufgabe der Kirche hinweisen, die verherrlicht mit Jesus, als ein königliches Priestertum ein großes Werk der Wiederherstellung durchführen muß.

Die Macht und der Morgenstern

„Wer überwindet, ... dem werde ich Macht über die Nationen geben; und er wird sie hüten mit eisernem Stab, wie Töpfergefäße zerschmettert werden, wie auch ich von meinem Vater empfangen habe; und ich werde im den Morgenstern geben”.

Diese Verheißung steht in Verbindung zur Prophezeiung des Psalms 2. Genauso wie Jesus selbst Macht über die Nationen von seinem Vater bekommen hat, so will er auch diese Macht mit der Kirche teilen. Es geht hier aber um die Macht, die mit dem eisernen Stab ausgeübt wird. Diese besondere Art der Regierung betrifft ausschließlich die Zeit kurz vor dem Millenium, also zwischen der zweiten Ankunft Jesu und dem Anfang der Auferstehung der ganzen Menschheit. Den eisernen Stab gebraucht Jesus nur, um Nationen – d.h. Politische und Soziale Systeme – zu zerschmettern, um zu zeigen, wie schwach diejenigen sind, die gegen den Herrn und seinen Gesalbten aufkommen, die toben und Eitles sinnen. Wir lesen in Offenbarung 19, daß Jesus als Ritter auf dem weißen Pferd zum Harmagedon Kampf kommend, ein scharfes Schwert hat, „damit er mit ihm die Nationen schlage; und er wird sie hüten mit eisernem Stab” – in Harmagedons Schlacht.

Für die zukünftige Regierung braucht Jesus als Mittler und guter Hirte den eisernen Stab nicht mehr. Darüber lesen wir in Jesaja 40:10-11:

„Siehe, der Herr, HERR, kommt mit Kraft, und sein Arm [Jesus als Jahwe Vertreter] übt die Herrschaft für ihn aus. Siehe sein Lohn ist bei ihm, und sein Belohnung vor ihm her. Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte, die Lämmer wird er in seinen Arm nehmen und in seinem Gewandbausch tragen, die säugenden wird er

Bei einer solchen Herrschaft ist der eiserne Stab nutzlos. Die künftige Herrschaft Jesu wird keine Herrschaft der Angst und des Terrors sein. Gott will nicht, daß die Leute nur wegen der Furcht gehorsam sind. Er braucht freiwillige Diener, auch auf der Erde.

Für die Überwinder des Evangeliumszeitalters bedeutet es also, daß sie auch an der frühen Phase der Herrschaft Jesu ihr Anteil haben. Es bedeutet auch, daß die Auferstehung der schlafenden Heiligen unmittelbar nach der zweiten Ankunft Jesu stattfinden mußte. Dadurch konnten die Kirchenmitglieder mit eisernem Stab die Macht über den Nationen ausüben. Nun könnte jemand die folgende Frage stellen: Und wir, wie können wir, welche noch hier im Fleische bleiben, unseren Teil an der Macht über den Nationen haben? Wir sind jedoch davon überzeugt, daß die Kirche noch vor Harmagedon vollendet im Himmel sein muß. Das heißt – wir alle haben eine Möglichkeit noch vor dem Millenium mit Jesus zu regieren. Als Beweis dafür können wir noch Psalm 149:5-9 zitieren:

„Die Frommen sollen jubeln in Herrlichkeit, jauchzen sollen sie auf ihren Lagern. Lobpreis Gottes sei in ihrer Kehle und ein zweischneidiges Schwert in ihrer Hand, um Rache zu vollziehen an den Nationen, Strafgerichte an den Völkerschaften, um ihre Könige zu binden mit Ketten, ihre Edlen mit eisernen Fesseln, um das aufgeschriebene Gericht an ihnen zu vollziehen! Das ist Ehre für seine Frommen! Halleluja!”

Im Einklang mit dieser Interpretation ist auch der zweite Teil der Belohnung für Thyatira – der Morgenstern. Um das Symbol des Morgensterns zu verstehen lesen wir 2 Petrus 1:19:

„Und so besitzen wir das prophetische Wort fester, und ihr tut gut, darauf zu achten, als auf eine Lampe, die an einem dunkeln Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern in euer Herzen aufgeht.”

Das feste prophetische Wort beleuchtet als eine Lampe unser Verständnis bis zum Tag des Herrn, bis zum Tag unserer Auferstehung oder Verwandlung. Dann brauchen wir keine Lampe mehr, weil die Herrlichkeit Gottes uns erleuchten wird. Der Morgenstern, der kurz vor Sonnenaufgang auf dem Himmel erscheint, bedeutet, daß die erste Auferstehung für die Kirche dem vollen Glanz des Milleniumstages vorangeht.

Die Ausübung der Macht über die Nationen ist also die erste Aktivität der auferstandenen Kirche noch vor der Vollendung der Kirche.

Die weißen Kleider

„Wer überwindet, der wird so mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen aus dem Buch des Lebens nicht auslöschen und seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln”.

Ein weißes Kleid kann in der Bibel verschiedene Bedeutungen haben. Hier auf der Erde ist es ein Symbol für die Rechtfertigung. Wozu braucht man aber das Kleid im Himmel? In Offenbarung 19:7-8 lesen wir, daß während der Hochzeit das Weib des Lammes sich „in feines Leinwand, glänzend , rein ; denn das feine Leinwand sind die gerechten Taten der Heiligen”. Der Name, der bisher geheim war, und den nur sein Besitzer und Gott kannte, wurde jetzt vor allen Engeln bekannt. Während der Hochzeit des Lammes wird sicher jeder erfahren, wer zur Klasse der Kirche gehört und wer seinen Preis verloren hat. Es kommt die Zeit, wenn der Herr „die Absichten der Herzen offenbaren wird; und dann wird jedem sein Lob werden von Gott” (1 Korinther 4:5).

Die weiße Bekleidung bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur die individuelle Anerkennung, sondern auch einen besonderen Dienst, der ohne das weiße Kleid unmöglich wäre. Glieder der Kirche werden oft Könige und Priester genannt. In Offenbarung 5:9 lesen wir die Worte der Ältesten über die Kirche: „...und hast sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht”. Die Könige ziehen buntfarbige Kleider an, aber die Priester mußten sehr oft weiße Kleider tragen. Weiße Kleider der Kirche bedeuten also das priesterliche Amt, das erst nach der Vollendung der 144 Tausend ausgeübt werden kann.

Die Säule im Tempel

„Wer überwindet, den werde ich im Tempel meines Gottes zu einer Säule machen, und er wird nie mehr hinausgehen; und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen”.

Apostel Paulus schreibt in 1 Timotheus 3:15, daß „die Gemeinde des lebendigen Gottes der Pfeiler [oder Säule] und die Grundfeste der Wahrheit ist”, und in 2 Korinther 6:16, schreibt er, daß „wir der Tempel des lebendigen Gottes sind”. Wenn die Kirche vollendet ist, wird sie nicht nur als Priester des neuen Bundes aber gleichzeitig auch als Tempel Gottes dienen. Die Kirche wird ein Begegnungsort für Gott und die Menschheit sein. Dieser neue Tempel heißt das Neue Jerusalem und hat zwei Vorstände, dessen Namen sie auch trägt – Gott Jahwe und Jesus Christus.

Jedes Glied der Kirche muß den eigenen Anteil am Aufbau dieses Gebäudes haben, denn Apostel Petrus schreibt: „...laßt euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus”, aber nur einige werden so bedeutsam, daß sie eine Säule werden, an deren Jesus die drei Namen des Tempels Gottes schreiben wird.

Der Thron der Herrlichkeit Christi

„Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe”.

Die letzte und höchste Stufe der Belohnung der Kirche ist das königliche Amt, die Beteiligung an der mächtigsten und wichtigsten Regierung in der Weltgeschichte. Viele einfache Leute denken wahrscheinlich, daß regieren automatisch für ein König Reichtum und Nichtstuerei bedeutet. Das ist aber nicht so. Schon jetzt sehen wir, wie schwer die Leute arbeiten, die für andere Menschen Entscheidungen treffen müssen. Wie heute, so auch morgen bedeutet das Herrschen vor allem viel Arbeit. Das wird nicht der Himmel sein, den sich jahrhundertelang alle Christen vorgestellt haben: Das Fliegen zwischen schönen weißen Wolken, das Singen und Genießen des ewigen Müßigganges. So wird es bestimmt nicht sein. Dieses Herrschen wird eine Arbeit sein, eine richtige Aufgabe für den Helden des Glaubens und Optimismus. Milliarden von Leuten kommen mit ihren Problemen, Sünden, Zweifeln, und schweren Charakteren aus ihren Gräbern. Über diese Leute zu regieren wird nicht einfach sein, trotz der Herrlichkeit, Kraft und Unverweslichkeit. Es reicht nicht, den Leuten zu sagen: Du bist schuld. Das konnte Gott schon lange vorher ohne Kirche und Erlösungsplan der ganzen Menschheit sagen. Wir müssen eine Idee für die Lösung der Probleme der Menschheit haben. Wie sollen wir so eine Gesellschaft aufbauen, in der keine Gewalt, Furcht, kein Mord, keine Ausbeutung und Ungerechtigkeit herrschen. Haben wir eine solche Idee oder Vorstellung? Ja, natürlich – Jesus ist unsere Idee, wir aber können ihm helfen, wir sollten es sogar tun. Er braucht unsere Hilfe bei diesem großen Werk. Wir müssen nicht sehr viel tun, nicht sehr viel wissen. Es reicht, wenn wir nur ein einziges Problem lösen können, – das Problem unseres eigenen Charakters, nämlich unsere eigenen Sünden zu beherrschen. Apostel Paulus hat das beste Zeugnis und Beispiel gegeben. Er hat gesagt: „Ich zerschlage meinen Leib und knechte ihn” (1 Korinther 9:27). Daran können wir unsere Verwendbarkeit für die künftige Regierung beweisen. Für diese Aufgabe „besser [ist], wer seinen Geist beherrscht, als wer eine Stadt erobert” (Sprüche 16:32).

Liebe Geschwister! Jetzt sehen wir deutlich, wie groß die Arbeit und wie schwer der Dienst ist. Aber wer die Welt liebt, wie Gott sie geliebt hat, wer Mitleid für die sterbende und leidende Menschheit hat, der braucht keine Angst zu haben, diese Verantwortlichkeit auf sich zu nehmen. Gott kennt die Art und Weise, wir müssen nur bereit sein und zu seiner Verfügung stehen. Möge unser Herr uns helfen, die richtigen Fähigkeiten zu erlangen, um diese große Belohnung zu bekommen. Amen.

Daniel Kaleta,